Live-Tipp: Marcus Gilmore im CBE
Bei Marcus Gilmore trifft das musikjournalistische Klischee, dass er aus einer musikalischen Familie stammt, tatsächlich zu. Sein Großvater Roy Haynes, 93 Jahre alte Jazzschlagzeug-Legende, war es, der seinem Enkel nicht nur das erste Drumset schenkte, sondern ihn auch als 10-Jährigen unterrichtet hatte. Mit seinem Onkel wiederum, dem Trompeter Graham Haynes, arbeitet Gilmore zurzeit im Sextett des indo-amerikanischen Pianisten Vijay Iyer zusammen. Im Vijay Iver Trio legt er dann auch noch seit gut einem Jahrzehnt das rhythmische Fundament aus. Hier hat er seine Spielkunst entwickelt, mit der er raffiniert den Beat immer weiter aufbricht, um die Musik in einen rhythmischen Flow zu bekommen. Dabei ist sein Blick gleichermaßen nach hinten in die Geschichte der swingenden Musik aus dem Süden der USA gerichtet wie nach vorne in die Zukunft des Jazz.
Am 15. Oktober kommt Gilmore mit seinem neuen Projekt „Silhouwav“ nach Köln in den Club Bahnhof Ehrenfeld (CBE). Mit dem auf Kuba aufgewachsenen, mittlerweile in New York lebenden Pianisten David Virelles hat er nicht nur einen Erneuerer des Latin-Jazz dabei, sondern auch einen Instrumentalisten, der es wie kein zweiter versteht, Brücken zu schlagen zwischen zeitgenössischer Improvisationsmusik, musikalischer Avantgarde und Afro-Cuban-Jazz. Eher im Hier und Jetzt des Soul, Funk und HipHop verortet sind die anderen Bandmitglieder. Der gebürtige Japaner, nun in New York lebende Masajuki Hirano alias BigYuki ist auf dem Synthesizer ein Soundtüftler, auf dem Keybass stößt er aber in ungeahnte Tiefen vor. Wer Robert Glasper Experiment kennt, wird den Saxofonisten Casey Benjamin lieben, weil er so raffiniert zwischen der Intellektualität des Jazz und der Emotionalität des Soul und Funk zu changieren weiß. Tickets und Infos zum Konzert gibt es auf der CBE-Site im Internet.
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Club Bahnhof Ehrenfeld