Neue CDs von Charles Mingus: Live in Detroit
„Jazz In Detroit / Strata Concert Gallery / 46 Selden“ (BBE Music) ist der Titel einer neuen Fünf-CD-Box, die auch auf Vinyl erhältlich ist. Es handelt sich – nach ähnlich spektakulären Entdeckungen von zuvor unveröffentlichten Aufnahmen von John Coltrane oder Thelonious Monk in jüngster Zeit – um fünf zweispurige Masterbänder, die DJ Amir Abdullah bei Hermine Brooks, der Witwe des Detroiter Schlagzeugers Roy Brooks, aufspürte. Über 40 Jahre hatte sie die Bänder mit Aufnahmen vom Charles Mingus Quintet verwahrt.
Die Aufnahmen fanden im Februar 1973 statt, als Mingus eine Woche in der Strata Gallery in Detroit zu Gast war. Sie wurden von Robert „Bud“ Spangler für WDET.FM, einem öffentlich-rechtlichen, lokalen Jazzsender, aus dem Haus von Kenny und Barbara Cox und ihrem Jazzlabel Strata Records in 46 Selden live übertragen. Der Eintritt zum Konzert betrug damals fünf US-Dollar im Vorverkauf und sechs US-Dollar an der Tür.
Dieser Gig fand einige Monate nach der Veröffentlichung von „Let My Children Hear Music“ statt. Die Band war gerade von zwei Europa-Tourneen zurückgekehrt. Neben Brooks und dem Detroiter Trompeter Joe Gardner gab es hier mit dem Pianisten Don Pullen einen Neuzugang im Quintett. Der Tenorsaxofonist John Stubblefield, der bei diesen Aufnahmen zu hören ist, ging bereits nach fünf Monaten im Streit mit Mingus und kehrte auf Initiative der Mingus-Witwe Sue erst nach dem Tod des Bassisten als Saxofonist der Mingus Big Band in den engeren Kreis zurück.
Neben Mingus-Klassikern wie „Pithecanthropus Erectus“ und „Orange Was the Color of Her Dress, Then Blue Silk“ zählt „Noddin‘ Ya Head Blues“ mit einem überragenden Trompeten-Solo von Joe Gardner zu den großen Höhepunkten dieser Box. „Jazz In Detroit / Strata Concert Gallery / 46 Selden“ ist wegen seiner Intimität und Intensität eine große Entdeckung in der Geschichte der Jazz-Live-Aufnahmen.
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„Jazz In Detroit / Strata Concert Gallery / 46 Selden“