Buch: Art Kane: Harlem 1958
Es sollte ein denkwürdiger Tag werden, der 12. August 1958. Nachdem er einige Wochen lang über Plattenfirmen, Managern und Agenten viele Jazzmusiker kontaktiert hatte, hat sich der Grafiker und Fotograf Art Kane seine Kamera gegriffen und ist nach Harlem gefahren, um ein Foto mit insgesamt 57 Musikern zu schießen: auf der Treppe vor einem der für Harlem typischen Brownswood-Häusern, unter anderem mit Dizzy Gillespie, Art Blakey, Thelonius Monk, Coleman Hawkins, Lester Young, Charles Mingus, Gerry Mulligan oder Count Basie. „Ich hatte die Idee, so viele Musiker wie möglich an einem Ort zusammenzubringen“, erinnerte sich Kane Jahre später. „Es sollte eine Art Abschlussfoto oder Klassenbild aller Jazzmusiker werden. Nachdem ich mehr darüber nachgedacht hatte, entschied ich, dass sie sich in Harlem treffen sollten. Schließlich begann der moderne Jazz in New York.“
Für dieses Bild hatte Kane den Auftrag vom Magazin „Esquire“ bekommen, das seine Artikelstrecke „Golden Age Of Jazz“ in der Januarausgabe 1959 mit dem dabei entstandenen, querformatigen Bild eröffnete – dem Porträts unter anderem von Louis Armstrong, Duke Ellington, Lester Young und einer Aufnahme von Charlie Parkers Grab folgten. Doch damit ist die Erfolgsgeschichte dieses Aufmacherfotos noch nicht beendet: 1962 war es Teil des ersten Coffee-Table-Kunstbuchs von „Esquire“, „World Of Jazz“, 1994 drehte Jean Bach die Film-Doku „A Great Day In Harlem“ als eine Art „Making of“ dieses Fotos und 2004 war es einer der Plots in Steven Spielbergs Spielfilm „Terminal“. Jedenfalls ist dieses Foto mit den 57 Musikern geradezu ikonografisch für die afroamerikanische Kultur im Allgemeinen und den afroamerikanischen Jazz im Besonderen, und selbst diejenigen, die mit dieser Musikgattung nichts zu tun haben, kennen es.
Der italienische Verlag Wall Of Sound Gallery hat kürzlich das Buch „Art Kane: Harlem 1958“ herausgebracht. In vielen Bildern, die der 1995 gestorbene Kane rund um dieses legendäre Foto auch noch geschossen hat, und Texten unter anderem von Quincy Jones und Benny Golson erzählt es die Geschichte dieses 12. Augusttages in Harlem vor 60 Jahren nach. „I cannot envision a more beautiful parallel for jazz and art in general; in the moment, you may not realize the impact that you have through your creations, but as this photo demonstrates, the effect and significance will outlast any lifetime. Not only is this photo important to the people in it, but it should be a reminder of where we need to be: together“, schreibt Jones in seinem Essay im Buch. „Art Kane: Harlem 1958“ hat 168 Seiten, die reguläre Ausgabe kostet 45, die Deluxe-Edition 350 Euro, beide Ausgaben können über den Verlag bestellt werden.
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Wall Of Sound Gallery