Film: „Amazing Grace“ mit Aretha Franklin
Am 13. und 14. Januar stand Aretha Franklin im Kirchenschiff der „New Temple Missionary Baptist Church“ in Los Angeles: mit Band und dem Southern California Community Choir vor einem inbrünstig lauschenden, ekstatischen Publikum. Sie machte eindringlich deutlich, wo als Tochter eines Predigers ihre Wurzeln sind: in der Gospel-Tradition der schwarzen Kirchen der USA. Doch dieser Auftritt der „Queen Of Soul“, die nur wenige Jahre zuvor mit „Respect“ gleichsam die inoffizielle Hymne der afroamerikanischen Bevölkerung eingesungen hatte, wurde auch als politisches Statement verstanden – weil sie in Watts sang, dem Stadtteil von Los Angeles, der 1965 durch einen Aufstand der mehrheitlich schwarzen Einwohner verwüstet worden war. Das im gleichen Jahr erschienene Doppelalbum „Amazing Grace“ mit den Aufnahmen dieser zwei Abende im Januar 1972 bekam einen „Grammy“ und gilt bis heute als das meistverkaufte Gospel-Live-Album überhaupt.
Zusätzlich sollte auch ein Film diesen mitreißenden Auftritt von Franklin dokumentieren. Doch der Regisseur Sidney Pollack machte beim Dreh in der Kirche einen entscheidenden Fehler. Er vergaß, den Start der jeweiligen Sequenzen mit einer Klappe zu markieren, was später eine Synchronisierung von Bild- und Tonspur unmöglich machte – zumindest in prädigitaler Zeit. Jahrzehnte später erwarb Alan Elliot die Filmaufnahmen und fügte mit der Computertechnologie von Heute Bild und Ton zusammen. Doch dann war es Franklin, die einen Kinostart verhinderte – unter anderem auch deshalb, weil bei ihr 2010 Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert worden war und sie nicht wollte, dass diese Doku als verfrühter Nachruf gesehen würde. Gleich nach dem Tod der Sängerin im vergangenen August konnte Elliot nach einer privaten Vorführung Franklins Erben dann doch davon überzeugen, die Dokumentation der zwei Abende 1972 in der Kirche von Watts in die Kinos zu bringen. Kürzlich hatte „Amazing Grace“ seine Premiere beim Dokumentarfilmfestival in New York. Anfang kommenden Jahres soll die Doku dann auch in Europa gezeigt werden – ob und in welchen Kinos in Deutschland, ist aber noch nicht bekannt.
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„Amaing Grace“