Neues Buch: Die Zukunft der Schönheit

Die Zukunft der SchönheitDie Zukunft der SchönheitIm April 1966 war die Gruppe 47 zu einem ihrer historischen Jahrestreffen an das germanistische Seminar der Universität Princeton eingeladen. Die Reisegelder kamen von der Universität Princeton und der Ford-Stiftung und ermöglichten den eingeladen deutschen Schriftstellern einen zweiwöchigen USA-Aufenthalt. Auch der damals 23-jährige Friedrich Christian Delius war dabei. Nach den vier hochbewegten Tagen in Princeton reiste Delius nach New York, wo er seine jazzbegeisterten Kollegen Hans Christoph Buch und Hanspeter Krüger in ein Konzert begleitet, das sein Leben verändern sollte: „Das Wort Free Jazz sagte mir wenig, der Name Ayler sagte mir nichts, das Lokal ‚Slugs‘ Salon‘ galt meinen Fachleuten als Geheimtipp in verrufener Gegend, und während sie bei Grapefruitsaft und schwarzem Kaffee, bei Rührei und Speck sich in immer größere Begeisterung und Vorfreude auf das Konzert geredet hatten, war meine Entscheidung gefallen.“ In seiner autobiografischen Erzählung beschreibt Delius, der bis dahin eher mit Dixieland vertraut war, ein Konzert von Albert Ayler, das am 1. Mai 1966 in einem Club an der Lower East Side stattfand.

Zu Beginn seiner Lesung legt Delius „Ghosts“ von Albert Ayler auf – jenes Stück, das er damals im Slug’s gehört und das ihn inspiriert hatte, „ohne Rücksicht auf Raum und Zeit mir meine eigenen Geisterstunden herbeizuzaubern. Ich sah den Schulweg vor mir, die öde Hagenstraße, und das Haus der vergeblich Umschwärmten, sah mich wieder den banalen Gemeinheiten des Schullebens ausgesetzt und auf dem Papier mich wehren (…).“ Sein Assoziationstaumel, in dem die Auseinandersetzung mit dem eigenen Vater und das Gefühl einer epochalen Aufbruchsstimmung zentral ist, wird ausgelöst von dem als schreiender und lachender „Friedensucher und Zirkusdirektor“ und „Anstifter der Zersetzungskunst“ beschriebenen Albert Ayler und der „Glut“ seines Instruments. Das Buch „Die Zukunft der Schönheit“ von Friedrich Christian Delius ist bei Rowohlt Berlin erschienen. Es hat 92 Seiten und kostet 16 Euro. Weitere Lesungen mit Delius gibt es am 12. März in Bochum, 16. März in Halle und 17. März in Leipzig.

Weiterführende Links
Rowohlt Berlin

Text
Christian Broecking

Veröffentlicht am unter News

Deutscher Jazzpreis 2025