124: Die neue Ausgabe von Jazz thing
Die Qual der Wahl über die Entscheidung des Titelmotivs – oder wie aus der Not eine „Tugend“ wird: „Drei ,Kolosse‘ sind mit grandiosen neuen Alben an den Start gegangen: Kamasi Washington, Joshua Redman und Marcus Miller“, schreibt Jazz-thing-Chefredakteur und -Herausgeber Axel Stinshoff in seinem Editorial zur neuen Jazz-thing-Ausgabe. „Sie alle hatten Spannendes zu erzählen, und – nicht ganz unwichtig – tolle Fotos sind bei unseren Exklusiv-Sessions auch noch entstanden! Schließlich haben wir uns für den entschieden, der in den letzten Jahren die meisten ,Wellen‘ um den Jazz gemacht hat, der viele neue, junge Leute an den Jazz herangeführt hat – und um den kontrovers diskutiert wurde und wird: Kamasi Washington.“ Mit seinem Oktett ist der Tenorsaxofonist übrigens noch bis Anfang Juni auf Europatournee.
Auch bei einem anderen Thema ist kontrovers diskutiert worden. In den vergangenen Jahren hat bei einigen geschichtsträchtigen Jazzfestivals ein Wechsel in der künstlerischen Leitung stattgefunden. Diese Wechsel vollzogen sich mal geräuschlos wie beim Deutschen Jazzfestival Frankfurt, mal verliefen sie mit lautem Getöse und Gezänk wie beim moers festival. Das war für uns Anlass, auf der jazzahead! in Bremen fünf Festivalkuratorinnen und -kuratoren über ihre Arbeit sprechen zu lassen. Während etwa moers-festival-Kurator Tim Isfort das Publikum ungeachtet der Location gerne vor vollendete Tatsachen stellt, überlegt sich Stefan Heilig, Co-Kurator der Leipziger Jazztage, genau, mit welchem Programm er das Publikum von bestimmten Locations mitnehmen kann. Und wo Nadin Deventer, Kuratorin des Jazzfest Berlin, den eigenen Geschmack als programmbestimmenden Faktor problematisch sieht, betont Olaf Stötzler, Co-Kurator des Deutschen Jazzfestival Frankfurt, dass Kuratoren doch gerade wegen ihres Geschmacks und der Richtung, für die sie stehen, geholt wurden. „Ein Festival muss so erzählt sein, dass sich für das Publikum das Dabeisein gut anfühlt – egal, ob man im Konzert ist oder draußen mit einem Glas Wein in der Hand steht und einfach nur Leute trifft“, fasst Tina Heine vom Salzburger Herbstfestival Jazz & The City zusammen. Jedenfalls eint diese Riege der neuen künstlerischen Leiterinnen und Leiter eines, wie Isfort anmerkt: „Es wird oft behauptet, dass wir eine nachrückende Generation sind. Aber wieso? Wir sind jetzt einfach dran!“
Natürlich gibt es noch weitere interessante und spannende Stories in der Ausgabe 124. Da ist das Berliner DJ-Kollektiv Jazzanova, das gerade ein neues Album „Pool“ auf den Markt gebracht hat, da ist auch die malische Singer/Songwriterin Fatoumata Diawara, die auf ihrer neuen CD „Fenfo“ ausschließlich in Bambara singt. Der ursprünglich klassische Sänger Thomas Quasthoff entdeckt in den Jazzstandards eine neue Farbe für sich, Nicola Conte wiederum spürt spirituelle Vibrationen in den afrikanischen Grooves seiner Songs. Und im Kapitel 21 der zweiten Staffel der „American Jazz Heroes“ porträtiert Arne Reimer in Text und Bild Lee Konitz und posthum Gunther Schuller.
Stinshoff kündigt auch Neues für den Herbst an: „Ein eigenes kleines Festival veranstalten wir anlässlich unseres 25. Geburtstags, kuratiert von der Redaktion – und zwar am 30. September im Kölner Club Bahnhof Ehrenfeld. Bereits bestätigt sind Timo Lassy, Raphael Wressnig & The Soul Gift Band und der Überflieger-Act dieses Jahres, den nicht nur wir (in Ausgabe 123), sondern auch unsere Kollegen von Jazzthetik und Jazzpodium mit großen Storys gewürdigt haben: Shake Stew. Ein weiterer toller Act wird noch hinzukommen.“ Die 124. Ausgabe von Jazz thing gibt es ab dem 30. Mai am Kiosk, in den Tagen zuvor wird sie bereits im Briefkasten unserer Abonnenten landen.
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