Franco Ambrosetti: Autobiografie
Ein Leben im Zwiespalt? Eine durchaus berechtigte Frage angesichts der Tatsache, dass der am 10. Dezember 1941 geborene Franco Ambrosetti jahrzehntelang zwei Berufswege auf sich vereinte. Zum einen führte er bis 2000 das Familienunternehmen, dessen Geschäftsführung er von seinem Vater Flavio übernommen und das seinen Sitz in seinem Tessiner Geburtsort Lugano und im italienischen Mailand hatte, erfolgreich durch alle wirtschaftlichen Höhen und Tiefen. Zum anderen ist Ambrosetti ein international anerkannter Jazztrompeter und -flügelhornist, der seit Anfang der 1960er-Jahre mit vielen Jazzgrößen aus Europa und den USA gearbeitet hat – von George Gruntz, Daniel Humair, Enrico Rava und Franco D‘Andrea über Dexter Gordon, Cannonball Adderley, Michael Brecker, Kenny Kirkland und John Scofield bis hin zu Seamus Blake, Antonio Faraò und Dado Moroni.
Klar, dass eine so schillernde Persönlichkeit wie Franco Ambrosetti viel erlebt und auch viel zu erzählen hat. Deshalb hat er sich an den Schreibtisch gesetzt und seine Autobiografie geschrieben. Kürzlich ist nun „Zwei Karrieren – ein Klang“ auch in deutscher Sprache im Kölner Dohr Verlag erschienen. Schon der Untertitel, „Über die Freiheit, sich nicht entscheiden zu müssen. Meine Lebensgeschichte als Jazzmusiker und Industrieller“, gibt die Richtung vor: Für Ambrosetti waren seine beiden Berufe niemals ein Gegensatz. Als erfolgreicher Unternehmer zog er oftmals Kraft und Energie aus der Leidenschaftlichkeit des Jazz, während er natürlich vom finanziellen Druck befreit auch und gerade seiner Berufung als Jazztrompeter folgen konnte. Als charmanter Erzähler führt er den Leser durch sein Leben, anekdoten- und fintenreich lässt er ihn tief in seine Seele blicken. Am aufschlussreichsten sind die Schlüsse der jeweiligen Kapitel seiner Autobiografie: Schlicht mit „P.S.“ überschrieben, will er „an jedes Kapitel eine besondere Erinnerung anhängen, die ich mit den Lesern teilen möchte.“ In diesen, nennen wir sie: „Codas“ wird erst recht deutlich, was für ein intelligenter und einfühlsamer, aber auch leidenschaftlicher und impulsiver Mensch und Musiker Ambrosetti doch ist.
„Auch im geschriebenen Wort verfügt Franco Ambrosetti – der dieses Buch übrigens selbst verfasst hat und nicht, wie es viele tun, einem Ghostwriter überließ – über die Eleganz und Gelassenheit, die seine persönliche Erscheinung prägt. Geschliffene Sätze von einem, der es versteht, Pointen zu setzen. Der gut Geschichten zum Funkeln bringen kann. Der klug über die Rolle etwa von Improvisation in der Barockmusik räsonieren kann. Der für andere Blasinstrumentalisten Tipps zum zeitsparenden Üben (mit und ohne Kleiderschrank) auf überhaupt nicht schulmeisterliche zu geben versteht. Der mit Augenzwinkern darüber schreibt, was er von Kritiken hält“, so der Jazzredakteur vom Bayerischen Rundfunk, Roland Spiegel, in seinem Vorwort. „Franco Ambrosetti, das ist einer, dem man gerne zuhört, egal, ob er mit Tönen oder Worten erzählt. Ein schöner doppelter Effekt eines sehr produktiven Doppellebens.“ Wir verlosen zwei Exemplare von Ambrosettis Autobiografie; schickt uns bis zum 21. Juni eine E-Mail an redaktion@jazzthing.de – mit eurer Anschrift und ein paar Sätzen über unseren wöchentlichen E-Mail-Newsletter. Viel Erfolg!
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Dohr Verlag