Burghausen: It has Lines in its Face
Heuer feiert die Internationale Jazzwoche Burghausen ihren 50. Geburtstag. Dieses runde Jubiläum spiegelt sich aber nicht nur im Programm wider. Vielmehr hat der Jazzredakteur von BR-Klassik, Roland Spiegel, mit seinem Kollegen Ulrich Habersetzer das zum Anlass genommen, ein Buch über die Geschichte dieses mittlerweile europaweit renommierten Jazzfestivals in der bayerischen Stadt an der Salzach zu schreiben, die hier die Grenze zu Österreich markiert, unterhalb der mit 1051 Metern weltweit längsten Burg.
„Dieses Buch soll weder Chronik noch Festschrift sein“, schreibt Spiegel im Vorwort zu „It has Lines in its Face“ (der Titel ist ein Zitat von Jamie Cullum). „Es entstand aus der Überzeugung, dass die Veranstaltung eines international hochkarätig besetzten Musikfestivals über fünf Jahrzehnte hinweg an einem relativ kleinen Ort eine kulturelle Leistung ist, die in einer Publikation gewürdigt werden sollte – um zu zeigen, welche Dimensionen sie hat. Dieses Buch versucht, Geschichte und Geschichten zu erzählen, mit Momentaufnahmen und Hintergrund-Aufhellungen, mit Lesestoff und Anschauungsmaterial – zu einem Festival, das 1970 aus einem Bahnhofsgespräch zweier Jazz-Begeisterter entstand und eine enorme Kontinuität entwickelt hat. Intensive Musik-Erlebnisse und Begegnungen mit großen Musikerpersönlichkeiten sowie mit ungemein engagierten Helfern in Burghausen haben uns, die beiden Autoren, über Jahre hinweg fasziniert.“
In neun Abschnitten, vier Kapiteln und zwei Interludes namens „Spotlights“ lassen die beiden Autoren die Geschichte der Internationalen Jazzwoche Burghausen Revue passieren. Dabei gehen Spiegel und Habersetzer nicht streng chronologisch vor. Vielmehr erzählen sie die Historie dieses Festivals assoziativ. Sie berichten noch einmal von den Anfängen dieser Jazzwoche, deren Vorspiel 1969 unter keinem guten Stern stand: dass der Jazzsaxofonist und -pädagoge Joe Viera einen Vortrag gehalten hat, von einem Hotelbesitzer in der Telefonkabine eingesperrt und vom Burghauser Gastgeber, dem Vereinsvorsitzenden vom Birdland, Helmut Viertl, befreit wurde; dass Viera daraufhin seinen Zug nach München verpasst hat und er mit Viertl am Bahnsteig doch noch ins Gespräch kam. Mit dem Ergebnis, dass man etwas Größeres mit Jazz in Burghausen aufziehen wolle. Gesagt, getan: Im Frühjahr 1970 fand die erste Jazzwoche statt.
Anekdoten- und detailreich ist das Buch über das Burghauser Jazzfestival. Es wird ebenso auf die Highlights eingegangen wie auf die Missgeschicke und Dramen. Es wird aber auch darauf hingewiesen, wie wichtig ein Jazzfestival für das Gemeinwesen einer Kleinstadt wie Burghausen ist, wie all die Ereignisse und Geschehnisse rund um die Jazzwoche von den rund 18.000 Einwohner miterlebt werden, wie sich viele freiwillig engagieren, damit „ihr“ Festival jedes Frühjahr reibungslos über die Bühne gehen kann. Jeder in Burghausen freut sich „damisch“, dass der Name der Stadt durch die auftretenden Musikerinnen und Musiker in die ganze Welt getragen wird. Man ist sogar so stolz über die Jazzprominenz in der Stadt, dass man ihnen eine „Street of Fame“ pflastert. Seit 1999 werden Bronzeplatten mit klingenden Namen von Jazzstars verlegt: Ella Fitzgerald, Count Basie, Dizzy Gillespie, Lionel Hampton, Stéphane Grappelli, Paul Kuhn, Dave Brubeck und selbst Cassandra Wilson, die sich 2013 vor, während und nach ihrem Gastspiel in Burghausen als launische Diva präsentiert hat, sind dort verewigt.
Roland Spiegels und Ulrich Habersetzers Buch „It has Lines in its Face. Internationale Jazzwoche Burghausen. Seit 1970 – Zur Geschichte und Entwicklung eines besonderen Musikfestivals“ (ISBN: 978-3-9820505-1-5) – so der Titel in voller Länge – hat 352 Seiten, erscheint am 22. März und kostet 29,90 Euro. Es kann direkt über die Burghauser Touristik GmbH, aber auch im gut sortierten Buchhandel bestellt werden. Alle Infos zum Programm der 50. Internationalen Jazzwoche Burghausen vom 26. bis 31. März findet man wiederum auf der Festival-Site im Internet.
Weiterführende Links
Internationale Jazzwoche Burghausen