RIP: Jacques Loussier

Jacques LoussierJacques LoussierEs gab eine Zeit vor 50 Jahren, da stand hierzulande vor allem das erste „Play Bach“-Album des Trios um Jacques Loussier in jedem Plattenschrank des Bildungsbürgertums. Und wollte damals ein Musiklehrer am Gymnasium progressiv sein, so spielte er seinen Schülern diese Platte vor. Es war stets auch Grusel dabei, wenn der französische Pianist Loussier, 1934 in Angers geboren, sich des Schaffens dieses bedeutenden Barockkomponisten annahm, um Johann Sebastian Bachs Werk im wahrsten Wortsinn zu „verjazzen“. Für viele, die sonst nur Klassik hörten, hatte es etwas Subversives und Verbotenes, wenn dieses französische Jazz-Piano-Trio zum Beispiel Sätze aus den „Goldberg Variationen“ zum Swingen brachten. Insgesamt fünf „Play Bach“-Alben spielte Loussier zwischen 1959 und 1965 mit Pierre Michelot (Bass) und Christian Garros (Drums) ein, die sich weltweit mehr als sechs Millionen Mal verkauften. Bis 1978 war das Jacques Loussier Trio mit seinem „Play Bach“-Programm fast ununterbrochen auf den Konzertbühnen zu erleben.

Dann war vorerst Schluss, Loussier löste sein Trio auf. Er sei der vielen Reisen müde, so der Pianist, er brauche eine Auszeit. Er zog sich auf sein Weingut in der Provence zurück. Über den Erfolg seines „Play Bach“-Programms wird auch heute noch oftmals vergessen, wie vielseitig Loussier doch war, was für ein kreativer Querkopf er stets gewesen ist. Gleichsam als Einschub veröffentlicht sein Trio schon 1962 ein Album mit Stücken von Kurt Weill, Loussier schrieb zudem zahlreiche Musiken für Film und Fernsehen, komponierte großformatige Werke wie etwa eine Messe und war auch als Produzent tätig. Auf seinem Weingut baute er sich ein Tonstudio. Dorthin zog es aber nicht nur Jazzmusiker. Vielmehr kamen Pop- und Rockgrößen wie etwa Pink Floyd, Yes oder Elton John in die Provence, um in Loussiers Studio Aufnahmen zu machen.

Zu Bachs 300. Geburtstag 1985 gründete Loussier sein Trio neu. Doch das Konzept, Bach-Stücke als „wohltemperierten“ Swing zu interpretieren, war ihm zu eng geworden. Er öffnete sich dem Schaffen anderer, vor allem klassischer und romantischer Komponisten und spielte Werke zum Beispiel von Vivaldi, Mozart, Debussy oder Satie – neben Stücken aus eigener Feder. 2010 wurde Loussier in Stuttgart mit der „German Jazz Trophy“ für sein Lebenswerk ausgezeichnet. 2011 erlitt er beim Konzert auf dem Klavierfestival Ruhr einen Schlaganfall und zog sich vom aufreibenden Musikeralltag zurück. Am 5. März ist Jacques Loussier im Alter von 84 Jahren gestorben.

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Text
Martin Laurentius
Foto
Creative Commons/Matthias v.d. Elbe

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