RIP: Fritz Novotny

Fritz NovotnyFritz NovotnyAuch in Österreich hielt Mitte der 1960er-Jahre der Free Jazz Einzug. Ein wichtiger Seitenstrang dieser frei improvisierten Musik sollte eine Gruppe mit Namen ReformArtUnit (RAU) werden, die 1965 in Wien vom Sopransaxofonisten Fritz Novotny mitgegründet wurde. Der harte Kern war ein Trio mit Novotny, Sepp Mitterbauer (Trompete) und Fritz Kotrba (Schlagzeug), die jedoch von Anfang an durch weitere Musiker zur Unit vergrößert wurde. Auch wenn sich die RAU jahrzehntelang auf der Jazzszene hielt, so war sie dennoch beim Kulturestablishment als ruppig und proletarisch verschrien, den Musikern eilte der Ruf von Scharlatanerie voraus und Novotny galt vielen als das „Enfant Terrible“ von Österreichs Jazz. Umso überraschender ist die lange Liste der Gastmusiker. Schon in den Anfangsjahren tauchten im Umfeld der RAU Don Cherry und Sunny Murray auf, später spielte man unter anderem mit Anthony Braxton, Linda Sharrock oder Rabih Abou-Khalil.

In seiner Dissertation „Die Wiener Free-Jazz-Avantgarde: Revolution im Hinterzimmer“ von Andreas Felber, der mittlerweile Jazzredakteur beim ORF-Kulturradio Ö1 ist, nehmen Novotny und die RAU einen breiten Raum ein. Am 8. Mai schrieb Felber auf oe1.orf.at, dass Novotny gestorben sei, und merkte am Schluss seines Nachrufes an: „Über die Jahre avancierte die Reform Art Unit zu einem der am Längsten existierenden Improvisationsensembles seiner Art in Europa, das über treue Fans ebenso verfügte wie über zahlreiche Kritiker. Bis zuletzt umtriebig, ist Novotny am 7. Mai unerwartet im 79. Lebensjahr verstorben.“

Weiterführende Links
Nachruf Fritz Novotny

Text
Martin Laurentius
Foto
Wolfgang H. Wögerer, Vienna, Austria

Veröffentlicht am unter News

jazzfuel
CLOSE
CLOSE