Albert Mangelsdorff Preis: Paul Lovens

Paul LovensPaul LovensIrgendwie war die Vergabe des „Albert Mangelsdorff Preises“ an Paul Lovens längst überfällig. Dieser Schlagzeuger, 1949 in Aachen geboren, gehörte vor 50 Jahren zu der Gruppe von Improvisationskünstlern in Deutschland, die mit ihrem Free Jazz vehement gegen die US-amerikanischen Vorbilder aufbegehrten und nach einer eigenen, dezidiert europäischen Improvisationsmusik suchten. Anders als zum Beispiel Peter Brötzmann, Peter Kowald, Alexander von Schlippenbach oder Gunter Hampel, die schon mit dem alle zwei Jahre verliehenen und mit 15.000 Euro dotierten „Albert Mangelsdorff Preis“ ausgezeichnet wurden, blieb Lovens eher im Hintergrund – obwohl (oder gerade weil?) er mit seinem seismografisch so austarierten Spiel auf dem Schlagzeug eine ganz eigene, überaus persönliche Note in die frei improvisierte Musik dieser Szene gebracht hatte. Vielleicht lag es daran, dass Lovens zumeist in kooperativen Bands trommelte und dass der Schrägstrich, der in diesen Gruppen oftmals die Namen der Musiker gleichermaßen voneinander trennte wie miteinander verband, verhinderte, als der innovative und kreative Schlagzeuger wahrgenommen zu werden, der er tatsächlich bis heute auch ist.

„Paul Lovens ist der Prototyp eines Improvisationsmusikers mit Erfindergeist, der Genregrenzen neu definiert und gerade im Team zu Hochform aufläuft. Ein Jazzmusiker mit großartigen Qualitäten“, ist die Jury, die unter anderem mit Nadin Deventer (Jazzfest Berlin), Nikolaus Neuser (Deutsche Jazzunion) und von Schlippenbach (Pianist und erster Preisträger 1994) besetzt gewesen ist, überzeugt. „Sein Schlagzeugspiel ist einzigartig. Er ist sehr wohl kraftvoll und virtuos, doch verkörpert er zugleich eine immense Freiheit im Spiel, die auch auf der Wahl seiner Klangmaterialien beruht. Er ist außerdem ein Virtuose des Ensemblespiels. Er ergreift die Initiative, wenn die Band mal nachlässt, gibt neue Impulse, wenn es vorhersagbar wird. Besonders wichtig ist es ihm, ein Teil des gemeinsamen Prozesses zu sein, um improvisierte Musik mit einfallsreichen Materialien zu einem Hörgenuss, einem intensiven Erlebnis für Mitmusiker*innen und Publikum werden zu lassen.“ Preisverleihung und Preisträgerkonzert finden am 3. November im Rahmen des Jazzfestes Berlin statt.

Weiterführende Links
„Albert Mangelsdorff Jazzpreis“

Text
Martin Laurentius
Foto
Bernd Schollkemper

Veröffentlicht am unter News

jazzfuel
CLOSE
CLOSE