Keith Jarrett: Keine Konzerte mehr
Bereits rund um seinen 75. Geburtstag am 8. Mai gab es Gerüchte über die schlechte gesundheitliche Verfassung von Keith Jarrett. Im Gespräch mit Nate Chinen von der „New York Times“ hat der Pianist nun die Karten auf den Tisch gelegt: Bereits Ende Februar 2018 hatte er einen Schlaganfall, dem ein weiterer im Mai folgte. „Meine linke Seite ist immer noch teilweise gelähmt“, wird Jarrett in der „New York Times“ zitiert. „Ich bin zwar mittlerweile in der Lage, mit einem Stock zu gehen, aber das hat lange gebraucht, ein Jahr oder länger.“
Neben der körperlichen Beeinträchtigung durch die beiden Schlaganfälle kommen noch neurologische und auch psychische Probleme hinzu. Zwar versuche Jarrett hin und wieder, einhändig auf dem Klavier zu spielen, aber seit zwei Jahren sei es ihm nicht mehr möglich, sich am Piano sitzend an Jazzstandards oder Bebop-Stücke zu erinnern. „Wenn ich Klaviermusik höre, frustriert es mich geradezu physisch. Wenn ich Schubert höre oder etwas leise gespielt wird, ist mir das schon zu viel. Weil ich weiß, dass ich das nicht mehr kann. Und ich werde es voraussichtlich auch nicht mehr wiederherstellen können. Das, was ich von meiner linken Hand erwarten kann, ist die Fähigkeit, eine Tasse zu halten.“
Zwar konnte Jarrett über mangelndes Selbstbewusstsein noch nie klagen, so auch im Gespräch mit Chinen nicht: „Ich fühle mich als John Coltrane der Jazzpianisten.“ Aber angesichts der Tragik dieses Schicksalsschlages zeigt er auch Demut. „Ich kann nur mit meiner rechten Hand Klavier spielen, aber das überzeugt mich nicht“, so Jarrett in der „New York Times“. „In meinen Träumen bin ich zwar wie im wirklichen Leben auch beeinträchtigt. Also habe ich versucht, zumindest in meinen Träumen Klavier zu spielen. Das funktioniert aber auch nicht.“
Weiterführende Links
„Keith Jarrett Confronts A Future Without The Piano“