hr-Bigband: Act Local - Fokus Rhein-Main
Das Motto dieses Konzerts hätte Volker Kriegel sicherlich gefallen. Mit „Act Local – Fokus Rhein-Main“ hat die hr-Bigband eine neue Live-Streaming-Reihe überschrieben, mit der sie sich solidarisch zeigt mit den freiberuflichen Musiker*innen in Frankfurt und Umgebung, die unter der Corona-Krise besonders zu leiden haben. Für die erste Folge von „Act Local“ spielt man am 20. November mit den drei Gitarristen Martin Lejeune, Torsten de Winkel und Max Clouth einige der Volker-Kriegel-Arrangements von Jim McNeely, die vor zwei Jahren mit der hr-Bigband zum ersten Mal live aufgeführt wurden – damals mit John Schröder, Jesse van Ruller und Martin Scales auf den Gitarrenpositionen.
„Wir haben den freien Musiker*innen gegenüber zwar keine formale, aber natürlich eine moralische Verantwortung“, so der Manager der hr-Bigband, Olaf Stötzler. „Dadurch, dass wir sie für die hr-Bigband engagieren und ihnen selbstverständlich Gagen zahlen, möchten wir auf die freie Szene aufmerksam machen, die momentan um ihre Existenz kämpft.“ Für die drei Gitarristen ist das Engagement der hr-Bigband vorbildlich. „Das ist ein Lichtblick für den dunklen November und könnte ruhig öfters passieren“, sagt Lejeune. Und Clouth, 1985 in Frankfurt geboren, ergänzt: „Generell habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Frankfurter Szene während der Covid-19-Krise zusammenhält und die Veranstalter neue Formate entwickeln, um für uns Auftrittsmöglichkeiten zu schaffen.“
Der Fokus auf das Schaffen Kriegels kommt nicht von ungefähr. Dieser Gitarrist, 1943 in Darmstadt geboren und 2003 im baskischen San Sebastian gestorben, war zeitlebens eng mit Frankfurt verbunden und gehörte unter anderem mit dem Posaunisten Albert Mangelsdorff und dem Saxofonisten Heinz Sauer zu dem Kreis von Musikern, die sich regelmäßig im altehrwürdigen Frankfurter Jazzkeller in der Kleinen Bockenheimer Straße trafen. Zudem gründete er 1975 mit dem Gitarrenbauer Peter Coura das „Guitar Center“, das zum „Hot Spot“ für die Gitarristen-Szene Frankfurts wurde.
„Volker ist der Grund, warum es in meiner Generation einen besonderen Leistungsanreiz für junge Gitarristen gab“, erzählt de Winkel, 1965 in der Main-Metropole geboren. „Ich bin mit seiner Musik groß geworden und er hat mich hie und da auch unterstützt.“ Auch für Lejeune, 1964 in Bitburg geboren und in Frankfurt lebend, ist das Werk Kriegels von Bedeutung: „Vor allem seine Rolle als Bandleader und Komponist haben mich als jungen Gitarristen beeindruckt: Dass man als europäischer Musiker Jazz spielen und dabei eigenes Material benutzen konnte, war mir so vorher gar nicht bewusst.“
Die zweite Folge von „Act Local – Fokus Rhein-Main“ steht auch schon fest: am 27. November und einer Hardbop-Hommage an Art Blakey & The Jazz Messengers mit Kerstin Haberecht (Saxofon), Peter Klohmann (Saxofon) und Marko Mebus (Trompete). Darüber hinaus soll diese Reihe fortgeführt werden. Alle Infos gibt es auf der Website der hr-Bigband, Streaming-Beginn ist 20 Uhr.
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