Rokia Traoré: Inhaftierung und Hungerstreik
Die malische Sängerin Rokia Traoré sitzt seit vergangener Woche in einem Pariser Gefängnis. Grund für ihre Inhaftierung ist ein Streit mit ihrem belgischen Ex-Mann um das Sorgerecht für ihre gemeinsame Tochter. Traoré lebt mit ihren beiden Kindern in Mali, wurde bei der Ankunft in Frankreich aber per Europäischem Haftbefehl in Gewahrsam genommen. Ihr wird vorgeworfen, das gemeinsame Kind sei unrechtmäßig bei ihr in Bamako. Die mit Traoré bekannte Kunsthistorikerin Bénedecite Savoy beurteilte im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur den Fall differenziert: Auf der einen Seite stehe der Rechtsstreit, in den man sich nicht einmischen könne.
„Was uns aufregt, ist die Tatsache, dass Rokia Traoré in das Gefängnis von Fleury-Mérogis gesteckt worden ist. Das ist ein sehr enges, sehr überfülltes Gefängnis in Paris. Momentan herrscht dort auch die Verbreitung von Corona.“ Ein Besuchsrecht wurde aufgrund von Personalmangel ausgesetzt. Nach Savoys Ansicht gereiche es Traoré zum Nachteil, dass sie eine Frau und Afrikanerin sei.
Auch der Philosoph Felwine Sarr hat sich zu dem Fall geäußert und meint, dass der Vater des Kindes mit dem belgischen Recht im Rücken eine stärkere Position gegenüber der Mutter hat. Die Justiz Belgiens habe sich über die Entscheidung des malischen Staates hinweggesetzt. Die Künstlerin selbst ist aus Protest in Hungerstreik getreten und hat eine Erklärung verfasst: In dieser wirft sie den Behörden Frankreichs und Belgiens Rassismus vor.
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Rokia Traoré