49: moers festival an Pfingsten?
Wer die Pressekonferenzen der vergangenen drei Jahre, auf denen das Hauptprogramm vom moers festival vorgestellt wurde, miterlebt hat, weiß, dass der künstlerische Leiter dieses Pfingstmusikfestes, Tim Isfort, eine Vorliebe für skurrile Inszenierungen hat. Auch in diesem Jahr war das nicht anders – allerdings mit dem Unterschied, dass am 25. März die Programmvorstellung ausschließlich als Video-Stream im Internet durchgezogen wurde, dieser Schritt war durch die Corona-Pandemie erforderlich geworden.
Maximal 61 User*innen saßen vor ihren Bildschirmen im „Home Office“, um den Erläuterungen Isforts zu folgen. Sie erlebten eine fast schon groteske Video-Performance mit dem künstlerischen Leiter Isfort in der Hauptrolle. Die Kamera wackelte durch einen abgedunkelten Raum und brachte unscharfe und unterbelichtete Bilder auf die Schirme, hin und wieder sah man Figuren in silbernen Raum- oder Schutzanzügen herumstehen oder -sitzen, ein Reh war als Referenz in die Festivalgeschichte auf einem Stuhl platziert (und als einziges richtig ausgeleuchtet), eine Geräuschkulisse vom Band mit Gesprächsfetzen oder lautem Telefonklingeln unterlegte Isforts Vortrag über das Programm in der moers festival-Halle an Pfingsten vom 29. Mai bis 1. Juni.
Das diesjährige Festivalmotto „new ways to fly“ wirkt nun beinahe wie Hohn angesichts der Grenzschließungen und Reisebeschränkungen durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Überhaupt wurde diese Krise mit keinem Wort thematisiert – nur am Schluss lief ein Info-Band (im TV-Sprech: „Bauchbinde“) durchs Bild, auf dem es lapidar hieß: „Keine Gewähr, wir arbeiten in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden!“