Jazz Pott Essen: Julia Kadel
Ihr Jazzklavierstudium war für Julia Kadel mehr als nur die Möglichkeit, ihre pianistischen Fertigkeiten profunde zu erlernen. An der Jazzabteilung der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden hat sich die Pianistin vielmehr die Basis geschaffen, aus der für sie oftmals engen „Echokammer“ des Modern Jazz hinauszuhorchen: in die Neue Musik etwa, in die freie Improvisation, in die musikalische Avantgarde. „Für ein Jahr bin ich zum Beispiel zu einer Professorin für klassisches Klavier gewechselt“, so die 1986 in Berlin geborene Kadel. „Es ging um meinen Klang. Ich habe gemerkt, dass ich bestimmte Klänge auf dem Klavier nicht spielen konnte. Dieses Jahr war dann von enormer Bedeutung: was meine Technik betrifft, aber auch meinen Sound und mein Repertoire in punkto Klassik.“
Während ihrer Studienjahre bis 2016 in Dresden hat sie auch ihr Julia Kadel Trio mit Karl-Erik Enkelmann (Bass) und Steffen Roth (Drums) gegründet. Drei Alben sind bislang erschienen, zwei davon auf dem altehrwürdigen US-Jazzlabel Blue Note Records, das aktuelle, „Kaskaden“, auf MPS Records. Die drei Veröffentlichungen dokumentieren den „Reifungsprozess“ ihres Trios – von den ersten Versuchen, eine eigene Sprache zu finden, bis hin zu einer fixen Gruppe, die mit einem idiosynkratischen Vokabular Genregrenzen zu sprengen versteht. „Ich kann nur das spielen, war ich mir zuvor zueigen gemacht habe“, so Kadel.
Am 20. September bekommt die Pianistin den mit 2.000 Euro dotierten „Jazz Pott Essen“ – auch für ihr Spiel mit ihrem Trio. „Ein scheinbar konventionelles Format, das den Hörer aber in eine erstaunlich abwechslungsreiche Klangwelt aus Jazz, Geräuschhaftem und Kammermusikalischem zieht“, so die Begründung. Wegen der Corona-Pandemie wird es gleich zwei Preisträgerkonzerte mit dem Julia Kadel Trio im Essener Grillo-Theater geben: das erste ab 17 Uhr, das zweite ab 20 Uhr.
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„Jazz Pott Essen“