RIP: Peter Green
Der britische Blues-Gitarrist Peter Green ist tot. Er starb im Schlaf in der Nacht auf den 25. Juli, so eine Mitteilung aus seinem familiären Umfeld. Green wurde 73 Jahre alt. Mick Fleetwood, mit dem Green 1967 die Band Fleetwood Mac ins Leben gerufen hatte, sprach von einem Verlust, der „monumental“ sei. Zahlreiche weitere Musiker würdigten Greens Beitrag zur Rock-Geschichte am Wochenende nach seinem Tod ebenfalls. Als Musiker war Green freilich länger schon verstummt.
Der Gitarrist wurde Mitte der 1960er zum Star, als er als Nachfolger von Eric Clapton bei John Mayall’s Bluesbreakers einstieg. Das Mayall-Album „A Hard Road“ ließ den 1946 als Peter Allen Greenbaum im Großraum London geborenen Musiker umgehend zum neuen Liebling der Londoner Bluesszene werden. 1967 folgte der nächste Karriereschritt: Green verließ die Bluesbreakers und gründete zusammen mit Fleetwood und John McVie erst die Band Peter Green’s Fleetwood Mac, die kurz darauf dann in Fleetwood Mac umbenannt wurde. Nun entwickelte sich sein Talent als Komponist explosionsartig: Songs wie „Black Magic Woman“, der Carlos Santana kurz darauf zum Durchbruch verhelfen sollte, oder das zeitlos schöne Instrumental „Albatros“ stießen für Fleetwood Mac auch kommerziell neue Türen auf. Mehr noch: Die Band genoss auch die Anerkennung ihrer Vorbilder im US-Blues und durfte mit ihnen ins Studio.
Doch für Peter Green muss das alles eine Nummer zu viel gewesen sein. Er entfremdete sich von Fleetwood Mac und dem Musik-Geschäft, dazu kamen Probleme mit der Psyche und mit zu viel LSD. 1970 verließ er Fleetwood Mac, spielte ein seltsames Soloalbum („The End Of The Game“) ein und verschwand nahezu spurlos aus der Öffentlichkeit.
Aus dem Blues-Himmel war eine Hölle geworden. Zumindest überwiegend, denn ein erstes Comeback gab es Ende der 1970er mit dem Überraschungserfolg „In The Skies“, dann folgte um die Jahrtausendwende eine weitere fruchtbare musikalische Phase mit der Peter Green Splinter Group, die eine Reihe solider Alben veröffentlichte. Doch wieder kam es zu Problemen und Greens Ausstieg. Um 2010 gab es noch Auftritte mit einer Band namens Peter Green & Friends. Es gibt Fotos im Netz, die andeuten, dass Green um 2017 im Studio an neuer Musik gearbeitet haben könnte.
Nun jedoch ist Greens Gitarre, von der BB King sagte, dass sie die einzige sei, bei der er Gänsehaut bekomme, endgültig verklungen. Was bleibt sind einige der größten Klassiker des Blues-Rock wie „Oh, Well“ oder der musikalische Verzweiflungsschrei „The Green Manalishi“, mit dem Green einst seinem Frust über das Musikgeschäft Luft verschaffte. Und natürlich der große Einfluss, den Green auf ganze Generationen von Blues- und Rock-Gitarristen gehabt hat, die ihn durchweg verehrt haben als traurigen „Man Of The World“ mit einem vollkommenen Blues-Verständnis. Text Ralf Deckert