Gestorben: Johnny Pacheco

Johnny PachecoJohnny PachecoEr säte die Keimlinge für eine Pflanze, die später alle „Salsa“ nannten: der New Yorker Bandleader, Flötist und Saxofonist Johnny Pacheco. Der Musiker, der noch in der Dominikanischen Republik geboren wurde, aber mit elf Jahren nach NY kam, ist am Montag, 15. Februar, im Alter von 85 Jahren gestorben. 1964 gründete er zusammen mit dem italo-amerikanischen Anwalt Jerry Masucci den Plattenverlag Fania Records, um die aufkeimende Musikszene der Latino Communities zu dokumentieren. Der 16-jährige Willie Colón wurde zu ihrem ersten Topseller. Richtig Fahrt nahm Fania in den späten 1960ern auf: Aus vereinfachten afro-kubanischen Grooves, einer dichten Bläsersektion, simplen Skandierungen und Soul-Anleihen entwickelte sich in Brooklyn der Boogaloo, der mit Joe Cubas „Bang Bang“ oder Pete Rodriguez‘ „I Like It Like That“ auch heute immer noch gerne gesampelt wird. Ein neues Selbstbewusstsein der Latinos, das sich in Lifestyle, Mode und natürlich der Musik niederschlug, breitete sich von den Diskotheken über die sonntäglichen Events im Central Park Anfang der 1970er auf die ganze Stadt aus.

Fania profitierte von diesem Aufschwung und gab ihm zugleich immer neue Impulse, wurde tatsächlich zum „Motown der Latin-Community“: Immer prominentere Namen konnte das Label gewinnen, von Ray Barretto über Mongo Santamaria bis Tito Puente erstreckte sich das Spektrum. Einige der größten Musiker vereinigten sich unter Pachecos Führung zu den Fania All Stars, die ab 1971 furiose Bühnenshows in Serie ablieferten. Pachecos Highschool-Kumpel Izzy Sanabria, Kreativdirektor und Coverdesigner für Fania, prägte zu dieser Zeit das Etikett „Salsa“ für die Fania-Releases. 1973 pilgerten fast 50.000 Fania-Fans ins Yankee Stadium, um die All Stars zu sehen: Die Salsa war zum Selbstläufer geworden und trat einen Siegeszug in der ganzen Welt an. Produktionen der Salsa-Queen Celia Cruz und des panamaischen Songwriters Rubén Blades folgten. Die Salsa ist bis heute ein beliebter Markenbegriff geblieben, spaltete sich in Salsa Romantica, Timba und Pop-Varianten auf. Pacheco arbeitete bis ins hohe Alter, ging Teamworks mit David Byrne ein, schrieb Soundtracks, etwa für den Film „Mambo Kings“. Und der dicke Fania-Katalog wurde im 21. Jahrhundert entstaubt und neu aufgelegt. Mit Johnny Pacheco geht eine der größten Ikonen der Latino-Musik.

Text Stefan Franzen

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