RIP: Jerry Granelli

Jerry GranelliJerry GranelliMit seinem aktuellen Album, „The Jerry Granelli Trio Plays Vince Guaraldi & Mose Allison“ (RareNoise Records/Cargo), hat der Schlagzeuger Jerry Granelli im vergangenen Jahr noch einmal Rückschau auf die eigene Karriere gehalten. Mit den beiden Pianisten Vince Guaraldi und Mose Allison hat er am Anfang seiner Karriere selbst zusammengearbeitet. Und auch wenn man es vielleicht anders erwartet hätte, so ist nur ein Stück dabei, das mit dem Zeichentrickfilm „A Charlie Brown Christmas“ verbunden ist, für dessen Musik Guaraldi verantwortlich zeichnete und Granelli das Schlagzeug spielte.

„Eigentlich wollte sich Granelli nie mit seiner Vergangenheit beschäftigen“, schreibt unser Autor Reinhard Köchl in seiner Rezension dieser CD. „Aber für die Pianisten Vince Guaraldi (mit dem er den Soundtrack für ,Peanuts‘ aufnahm) und Mose Allison (der dank seiner Hilfe auch als veritabler Musiker wahrgenommen wurde) bricht er kurz vor seinem 80. Geburtstag mit diesem Prinzip. Beider Kompositionsstil unterscheidet sich markant: hier der zärtliche, wehmütige, mitunter auch kitschige Balladenstil Guaraldis, da der raue, kantige Blues des schrullig-genialen Allison.“

Granelli wurde im Dezember 1940 in San Francisco geboren. Über seinen gleichfalls Schlagzeug spielenden Vater begann er sich schon als früh mit Jazz und Pop zu beschäftigen. Zwei Jahre war Joe Morello sein Lehrer und Mentor, über den Dave-Brubeck-Schlagzeuger lernte er, wie flexibel sich Groove und Swing handhaben ließen, wie subtil man mit Besen spielen konnte. Zwar wurde Granelli durch den „Peanuts“-Soundtrack international bekannt, doch für ihn als Schlagzeuger war der Latin-Jazz, den er als Sideman mit dem Vince Guaraldi Trio spielte, weitaus wichtiger. In seiner langen Karriere arbeitete er auch noch unter anderem mit Charlie Haden und Denny Zeitlin, mit Charlie Mariano, Jane Ira Bloom und Lee Konitz.

1976 gründete Granelli am Naropa Institute in Boulder, Colorado, mit dem Sitarspieler Colin Walcot das „Creative Music Institute“. Damit legte er den Grundstock für eine eigene Form der Pädagogik in Sachen Jazz und improvisierte Musik. Auf Vorschlag des Vibrafonisten Dave Friedman wurde er Professor an der Jazzabteilung der Hochschule der Künste in Berlin, dem heutigen Jazzinstitut Berlin. „Das Herzstück des Curriculums dort war, dass jede Klasse auch eine Spielklasse war. Selbst der Theorieunterricht hatte stets einen Praxisbezug“, so Granelli.

Während seiner Zeit in Berlin begann er auch, Alben unter eigenem Namen zu veröffentlichen – anfangs mit seiner amerikanischen Band Badlands oder seiner deutschen Gruppe UFB mit den beiden Gitarristen Kai Brückner und Christian Kögel. Mitte der 1980er-Jahre zog Granelli nach Halifax in Nova Scotia an der kanadischen Ostküste. Dort stürzte er kurz vor seinem 80. Geburtstag im vergangenen Dezember und verletzte sich schwer. Am 20. Juli ist Jerry Granelli im Alter von 80 Jahren gestorben. Text Martin Laurentius

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