RIP: George Wein
Laut Duden ist ein „Impresario“ entweder ein Agent oder ein „Manager, der für eine Künstlerin/einen Künstler die Verträge abschließt und die Geschäfte führt“. Wikipedia ist da etwas weniger prosaisch beim Eintrag „Impresario“: „Ein Impresario (italienisch impresario, von impresa ,Unternehmen‘) war insbesondere im 17. bis 19. Jahrhundert der Leiter (unter Umständen auch Besitzer) eines Opernhauses oder Theaters bzw. eines Opern- oder Theaterunternehmens, vergleichbar mit einem heutigen Intendanten oder Theaterproduzenten. Er war Geschäftsführer und damit verantwortlich für die Finanzen, die wirtschaftliche Auswertung und die Vermarktung der Produktion bzw. des Hauses.“
Der Amerikaner George Wein wird oft und gerne als „Impresario“ bezeichnet. 1925 in Lynn, Massachusetts, in der Nähe von Boston geboren, studierte er zuerst Jazzpiano, bevor er Ende der 1940er-Jahre unter anderem mit Wild Bill Davison, Jimmy McPartland oder Jo Jones spielte. Zeitlebens blieb das Klavier das Instrument seiner Wahl, auch später noch saß er gerne an den 88 Tasten und spielte mit swingender Noblesse Stücke aus dem „Great American Songbook“. Doch seine Leistung für die ursprünglich swingende Musik aus dem Süden der USA ist woanders zu finden. Bereits 1950 gründete er den Jazzclubs Storyville in Boston, später leitete er bis 1964 ein Jazzlabel gleichen Namens. 1954 wurde er dann vom Ehepaar Louis und Elaine Lorillard damit beauftragt, die künstlerische Leitung des Jazzfestivals in deren Heimatstadt Newport in Rhode Island an der amerikanischen Ostküste zu übernehmen. Die Arbeit für dieses renommierte und mittlerweile legendäre Jazzfestival brachte ihm dann den Ruf ein, ein „Jazz-Impresario“ zu sein.
Zeit seiner Karriere war er (ab Ende der 1960er mit seiner schlicht als „Festival Company“ überschriebenen Agentur) für eine Vielzahl von Festivalgründungen und -mitgründungen verantwortlich – wie zum Beispiel für das New Orleans Jazz & Heritage Festival, das Playboy Jazzfestival oder das Newport Folk Festival. Auch gehörte er zu den ersten Veranstaltern, der Unternehmensnamen zur Finanzierung in den Festivaltitel integrierte – wie beispielsweise den der amerikanischen Schlitz-Brauerei oder das Kürzel der japanischen Unterhaltungselektronik-Firma JVC. Für seine Arbeit wurde Wein mit renommierten Preisen ausgezeichnet; allen voran wurde er 2005 „Jazz Master“ der amerikanischen „National Endowment For The Arts“ oder seine Autobiografie „Myself Among Others: A Life In Music“ bekam einen „Jazz Journalists Association Award“ als „Best Book About Jazz“. Das Newport Jazz Festival wird auch heute noch jährlich veranstaltet. Allerdings hat sich Wein längst aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und die künstlerische Leitung dem Bassisten Christian McBride übertragen. Am 13. September ist George Wein nun im Alter von 95 Jahren in New York gestorben. Text Martin Laurentius