Szene D: Jazzstudie 2022

Jazzstudie 2022Jazzstudie 2022Am vergangenen Donnerstag, 1. Dezember, hat die Deutsche Jazzunion (DJU) mit ihrem Geschäftsführer Urs Johnen die Jazzstudie 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt, die mit dem Jazzinstitut Darmstadt sowie der Gesellschaft für Qualität im Gesundheitswesen Karlsruhe durchgeführt wurde, um zum zweiten Mal nach 2016 die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Jazzmusiker/-innen in Deutschland zu untersuchen. Damit will man ein deutlich differenziertes Bild der Lage zeichnen als noch 2016. Einige Ergebnisse im Einzelnen: Gut 71 Prozent sind Männer, rund 27 Prozent sind Frauen, 96 Prozent bezeichnen sich als „selbstständige Musiker/-innen“. 65 Prozent der Musiker/-innen haben ein zu versteuerndes Jahreseinkommen von weniger als 20.000 Euro, 33 Prozent geben weniger als 10.000 Euro an.

Wie sich die Corona-Krise auf die Jazzszene ausgewirkt hat, zeigt die Zahl der durchschnittlich gespielten Konzerte zwischen 2019 und 2021: Waren es vor Corona noch 36 Konzerte, die Musiker/-innen jedes Jahr hatten, so sank diese Zahl 2020 auf zwölf, um dann 2021 auf 19 Konzerte wieder anzusteigen. Zudem hat Corona der Studie zu Folge auch die „mentale Gesundheit“ der Musiker/-innen hierzulande stark beeinträchtigt. „Die Antworten der Teilnehmenden weisen auf eine deutliche Verschlechterung der Situation im Vergleich zur Zeit vor Corona hin: Die Auswertung zeigt, dass depressive und angstbezogene Symptome aus Sicht der Musiker/-innen zugenommen haben. Die Unterschiede sind hochsignifikant und die Effektstärken liegen im mittleren Bereich“, heißt es im Kapitel „13.1 Psychische Belastung (Depression und Angst)“. Und für das Jahr 2022 eigentlich undenkbar: 86 Prozent der Musikerinnen geben an, „Diskriminierungserfahrungen wegen ihres Geschlechts“ gemacht zu haben.

Die seit 2016 erwirkten Verbesserungen bei spezifischen Förderinstrumenten haben allem Anschein nach Wirkung gezeigt, betonen die Initiator/-innen der Jazzstudie 2022 zwar, die staatlichen Corona-Hilfen konnten wiederum viele Jazzmusiker/-innen vor dem wirtschaftlichen Aus bewahren. Es fällt aber auf, dass viele der Themen, die bereits 2016 auf der Agenda waren, auch 2022 ganz oben stehen – wie beispielsweise Altersarmut, soziale Absicherung oder Mindestgage.

Es stellt sich deshalb die Frage, ob die Verantwortlichen damals ihre Hausaufgaben, die sich für sie aus der Jazzstudie 2016 ergaben, überhaupt gemacht haben und evidenzbasiert argumentierend auf die Bundes- und Landespolitik zugegangen sind, um darüber zu diskutieren, wie Strukturen beschaffen sein müssen, damit die Jazzszene in Deutschland adäquat gefördert werden kann. Schon vor sechs Jahren hatte der damalige kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Siegmund Ehrmann, angemahnt: „Wir bewegen uns auf die Bundestagswahl 2017 zu. Wenn also die verschiedenen Aspekte der ,Jazzstudie 2016′ Themen einer zukünftigen Kulturpolitik sein sollen – und ich rate dringend, dass die Studie Thema wird –, dann müssen sich DJU und ihre möglichen Partner schon jetzt zivilrechtlich organisieren, damit ihre Forderungen in der nächsten Regierung fixiert sind.“

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Jazzstudie 2022

Text
Martin Laurentius

Veröffentlicht am unter News

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