SWR2: Frauen, die Jazzgeschichte in Deutschland geschrieben haben
Ab dem 1. März läuft an fünf aufeinander folgenden Dienstagen ab 20:05 Uhr in SWR2 die Sendereihe „Wegbereiterinnen im Off – Frauen, die Jazzgeschichte in Deutschland geschrieben haben“.
In der Bundesrepublik Deutschland war es Frauen zum Beispiel erst ab 1958 erlaubt, ein eigenes Bankkonto zu führen, erst ab 1977 durften Frauen ohne Einverständnis ihres Ehemanns einer Arbeit nachgehen. Das sind noch immer die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen, wenn man sich auch heute die Frage nach der Gleichberechtigung von Mann und Frau stellt. Darin ist auch der Grund zu sehen, warum die Geschichte von Jazz in Deutschland zu oft ohne Frauen erzählt wird. 1975 haben die Vereinten Nationen den 8. März zum Internationalen Frauentag erklärt. Dieses Datum haben sich die beiden Journalistinnen Franziska Buhre und Julia Neupert zum Anlass genommen, um ab dem 1. März an fünf aufeinander folgenden Dienstagen ab 20:05 Uhr in SWR2 über die „Wegbereiterinnen im Off – Frauen, die Jazzgeschichte in Deutschland geschrieben haben“ zu berichten. Den Anfang macht heute Abend die Sendung über die Fotografin Susanne Schapowalow, die am 29. Januar ihren 100. Geburtstag gefeiert hat. Ab den 1950er-Jahren fotografierte sie auch Jazzgrößen, die auf Tournee in Deutschland und Europa waren, und sorgte mit ihren Bildern für einen neuen Jazz-Look. Auch Gabriele Kleinschmidt, die 1974 ihre eigene Konzertagentur an den Start brachte und zahlreiche, auch amerikanische Musiker/-innen nach Europa holte, ist ebenso Thema dieser Sendereihe wie die Toningenieurin Christa Gugeler, die in den 1960ern das legendäre MPS-Studio in Villingen mitaufgebaut und einige wegweisende Plattenaufnahmen für MPS Records verantwortet hat.
Spannend dürften die Sendungen über Helma Schleif und Vera Brandes werden. „Ich hatte wahnsinnige Kämpfe zu bestehen, weil Männer in der Regel ja nur auf Männer hören“, wird Schleif in der Sendungsankündigung zitiert: „Die klügsten haben sich noch mit den dümmsten zusammengetan, wenn es darum ging, eine Frau zu verjagen. Sie haben das offenbar als Zumutung empfunden, dass Frauen sich in diesem Bereich engagieren.“ Schleif musste 2006 nach einem langjährigen Rechtsstreit über die Free Music Production auf einen Vergleich mit dem Altbesitzer Jost Gebers schließen. Brandes hat sich einen legendären Ruf erworben, weil sie 1975, noch als Schülerin, das Köln-Konzert mit dem Pianisten Keith Jarrett unter widrigsten Umständen (Jarrett musste zum Beispiel das Konzert auf einem kaputten Flügel spielen) veranstaltet hat. Der Mitschnitt erschien als „The Köln Concert“ auf ECM Records von Manfred Eicher, der damals als Produzent vor Ort war. 1980 gründete sie ihre eigene Plattenfirma, Verbra Records, die ab 1987 für den internationalen Markt in Intuition Records umbenannt wurde.
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„Wegbereiterinnen im Off – Frauen, die Jazzgeschichte in Deutschland geschrieben haben“