51: moers festival 2022

moers festivalmoers festival„This is not a jazz festival. Is this noch a jazz festival?“, radebrechte Tim Isfort irgendwann auf der Pressekonferenz am 28. März, auf der er das Programm für das moers festival 2022 vorgestellt hat, das analog und digital am Pfingstwochenende vom 3. bis 6. Juni in der Grafenstadt am Niederrhein stattfinden wird. Wie schon Tradition bei Isfort wurde auch diese Pressekonferenz wieder als eine Art absurdes Theater inszeniert, allerdings ganz zeitgemäß hybrid in der realen wie digitalen Welt: nämlich in der Turnhalle des Moerser Gymnasiums in den Filder Benden und im virtuellen moersland, in dem die Schwerkraft aufgehoben zu sein scheint, um ein ganz neues Raumgefühl entstehen zu lassen. Auf zwei verschiedenen Podien saßen Moers‘ Bürgermeister Christoph Fleischhauer, Mark Rosendahl, Aufsichtsratsvorsitzender der moers Kultur GmbH, und Moers‘ Kulturdezernent Wolfgang Thoenes einerseits und Isfort als künstlerischer Leiter und Jeanne-Marie Varain als Geschäftsführerin andererseits – und zwar mal am linken oder rechten Bildrand, oben oder unten zu sehen. „Im moersland gibt es keine Zerstörung, keine Brände, keinen Krieg. Auch wenn dies etwas schräg heute in Europa und in der Welt erscheinen mag. Hier, im moersland, begegnen sich Menschen allein in friedvoller Absicht. Wir freuen uns alle sehr auf das 51. Moers Festival“, so Fleichhauer etwas hüftsteif. „In moersland würden Bomben und Raketen dahin zurückfliegen, wo sie herkamen“, fabulierte Rosendahl indes arg geschmacklos.

Die Frage, ob das altehrwürdige moers festival überhaupt noch ein Jazzfestival sei, wurde allerdings nicht beantwortet. Oder anders gesagt: Auch das diesjährige, 51. Festivalprogramm ist mal wieder stilistisch und ästhetisch so vielfältig und divers, dass es müßig ist, sich über diese Frage überhaupt Gedanken zu machen. Israel ist dieses Jahr mit Italien ein Länderschwerpunkt beim moers festival. Aus Tel Aviv kommt zum Beispiel die Performance-Künstlerin und Komponistin Maya Dunitz, die mit dem Meitar Ensemble und einem Essener Jugendchor ihr Stück „Hai Shirim“ aufführen wird.

Krachig rockend wird es dann mit dem Duo Lightning Bolt, nicht weniger leise geht es beim Konzert mit der Band Horse Lords zu. Kontemplativ und tatsächlich jazziger wird es beim Auftritt mit dem Ensemble um den norwegischen Pianisten Christian Wallumrød, während sich ein Trio mit Angelika Niescier (Saxofon), John-Dennis Renken (Trompete) und Matthias Nowak (Bass) die Unterstützung von sechs Trommler/-innen aus Malaysia gesichert hat, um auf die Suche nach dem „Hidden Tune“ zu gehen. Und dann gibt es noch das Konzert mit der aktuellen „Improviser In Residence“ der Stadt Moers, der amerikanischen Cellistin Tomeka Reid, die ihr Quartett aufs Festival bringen wird.

Natürlich wird es wieder die vom Saxofonisten Jan Klare kuratierten moers sessions geben und auch 2022 entsteht das Festivaldorf auf dem Parkplatz neben der Festivalhalle. Und der Rodelberg im Freizeitpark hat sich vergangenes Jahr mit seiner Open-Air-Bühne so gut in das Festivalprogramm eingefügt, dass dieses Areal 2022 wieder einer der Hauptspielorte werden wird. Das Programm und die Infos findet man auf der Website vom moers festival.

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Text
Martin Laurentius

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