2: Cologne Jazzweek
Nicht nur, weil er selbst Posaunist ist, sondern auch, weil er ein eigenes Label, Tangible Music, betreibt, im Vorstand der Kölner Jazzkonferenz sitzt und in Köln für die CDU im Kulturausschuss der Stadt aktiv ist, gehört Janning Trumann, Anfang 30, zu einer neuen und jungen Generation von Szeneaktivist*innen in Sachen Jazz und improvisierte Musik. Ein Hauptanliegen seiner kulturpolitischen Arbeit war es stets, ein internationales Jazzfestival in Köln zu etablieren. Mit der Premiere der Cologne Jazzweek Anfang September vergangenen Jahres ist ihm dieses Vorhaben dann auch weitestgehend erfolgreich gelungen. Vom 13. bis 20. August findet nun die zweite Kölner Jazzwoche statt. „Wir hatten bei dieser Ausgabe eine größere Planungssicherheit“, freut sich Trumann, der seinem Selbstverständnis nach nicht alleine das Programm verantwortet, sondern einem mehrköpfigen Kuratorium vorsteht. „Eine dezentrale Struktur ist uns wichtig. Wir setzen Schwerpunkte und spielen nicht jeden Tag in jeder Spielstätte. Die Eröffnung findet im Stadtgarten statt, der Donnerstag dagegen in Ehrenfeld, wo sämtliche beteiligten Spielstätten in fußläufiger Entfernung sind.“
Ein Höhepunkt der diesjährigen Cologne Jazzweek ist sicherlich das Konzert mit dem amerikanischen Saxofonisten Anthony Braxton und seinem Diamond Curtain Wall Trio am 17. August im WDR Funkhaus. Eigentlich ist dieses Trio mit dem Akkordeonisten Adam Matlock und der portugiesischen Trompeterin Suanna Santos Silva ein analog-digitales Quartett, weil gleichberechtigt zu den drei Instrumentalstimmen die Programmiersprache SuperCollider für Echtzeit-Klangsynthese und algorithmische Komposition tritt. Ein weiteres Highlight ist die Live-Premiere am 15. August von „Projekt Drums“ des schwedischen Bassisten Petter Eldh, der dafür die New Yorker Schlagzeugerin Savannah Harris in den Stadtgarten eingeladen hat. Dann sind unter anderem noch in Köln auf der Jazzweek zu hören: das Quartett NABOU um die junge belgische Posaunistin Nabou Claerhout am 15. August im Filmhaus Köln, der norwegische Schlagzeuger Gard Nilssen sowohl mit Bushman’s Revenge am 15. im Jaki als auch am 17. August mit seinem Trio Acoustic Unity im Stadtgarten, das Quartett The Chosen Few mit dem jungen Chicagoer Saxofonisten Isaiah Collier am 19. August im Stadtgarten und am gleichen Abend das Trio der jungen Harfenistin Brandee Younger im Filmhaus Köln.
Das Schlusskonzert der zweiten Cologne Jazzweek im Kölner Sartory Saal am 20. August setzt noch mal ein weit zu hörendes Ausrufezeichen. In den Abend startet der dänische Gitarrist Jakob Bro mit Arve Henriksen (Trompete) und Jorge Rossy (Drums) und einer leisen, nahezu makellos schönen und fast zum Stillstand gebrachten Improvisationsmusik, bevor die amerikanische Sängerin Becca Stevens ihr unbegleitetes Soloprogramm auf die Bühne bringt. Vergangenes Jahr war die in Odesa geborene, seit 2010 in Köln lebende Sängerin Tamara Lukasheva in ihrer Heimat Ukraine und erarbeitete mit dem renommierten International Symphony Orchestra Lwiw (INSO) das Programm „Music for Orchestra“. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar hat das INSO keine feste Bühne mehr. Umso wichtiger ist es, dass dieses klassische Orchester seine Zusammenarbeit mit Lukasheva auf der Cologne Jazzweek fortsetzt. Ihr Augenmerk legt die Sängerin diesmal auf die Lyrik ukrainischer Dichter*innen, die in Zeiten der Sowjetunion vom Geheimdienst KGB verfolgt und umgebracht wurden. Ihr sei es wichtig, so Lukasheva, dass das Werk dieser mutigen Poet*innen nicht in Vergessenheit gerate.
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Cologne Jazzweek