Schweiz: Jazz Festival Willisau

Ben LaMar GayBen LaMar GayDie Corona-Zwangspause, die das Jazz Festival Willisau 2020 und 2021 einlegen musste, macht es vielleicht noch mal notwendig, kurz auf die lange Geschichte dieses Festivals in der Kleinstadt im Schweizer Kanton Luzern hinzuweisen. Ende der 1960er-Jahre organisierte der Grafiker Niklaus Troxler eine Jazzkonzertreihe in Willisau, aus der 1975 das Jazzfestival hervorging, bei dem sich nationale und internationale Größen des (Free) Jazz und der (frei) improvisierten Musik die Klinke in die Hand gaben – wie zum Beispiel Keith Jarrett, Abdullah Ibrahim, Arto Lindsay, Cecil Taylor, Pierre Favre, Irène Schweizer, Christy Doran, Geri Allen und Carla Bley. Einige Jahre lang war das schweizerische Willisau auch ein fixer Eckpunkt im kooperierenden Festivaldreieck mit Saalfelden in Österreich und Moers in Deutschland. 2010 übergab Troxler die künstlerische Leitung an seinen Neffen Arno, 2011 überließ man das Festivalarchiv mit zahlreichen Fotos, sämtlichen Programmheften und Konzertmitschnitten der Hochschule Luzern.

2022 wagt man also in Willisau vom 31. August bis 4. September einen Neuanfang nach den zwei Corona-Jahren. Die Festivalhalle als Hauptbühne wird flankiert vom Konzertraum im Rathaus, den „Late Spots“ im Willisauer Club und dem Zelt neben der Festivalhalle. Dafür hat Arno Troxler wieder ein Programm kuratiert, das mit seiner aktuellen Musik weit über die Grenzen des Jazz hinausgeht. Öffnet sich zum Beispiel das Mondrian Ensemble mit drei Streicherinnen und einer Pianistin einer zeitgenössischen Kammermusik, so konzentriert sich das Tiger Trio mit Myra Melford (Piano), Joëlle Léandre (Bass) und Nicole Mitchell (Flöte) auf die freie Improvisation. Exemplarisch für die momentane Öffnung des Jazz nach allen Seiten steht der Chicagoer Ben LaMar Gay, der mit seinem Quartett eine Musik entwirft, die zwischen Populärem und Vertracktem pendelt und sämtliche Stilkategorien überwindet. Ein Wiederhören mit dem Gitarristen Marc Ribot gibt es dann im Quartett des amerikanischen Saxofonisten Avram Fefer.

Schweizerisch wird es unter anderem mit den Bands Sound Of Serendipity und Blindflug, der britische Elektronik-Musiker Mark Fell stellt sich mit dem Schlagzeuger Will Guthrie auf die Bühne, die Pianistin Vera Kappeler spielt ein unbegleitetes Monk-Solo-Programm und Big Zis und Acid Amazonians stehen für HipHop und rohe Girlpower. Das fulminante Trio Schnellertollermeier setzt dann einen lauten Schlusspunkt hinter die Festivalausgabe 2022. Das komplette Programm und alle Infos gibt es auf der Festivalsite im Internet.

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Jazz Festival Willisau

Text
Martin Laurentius
Foto
Alejandro Ayala

Veröffentlicht am unter News

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