RIP: Peter Brötzmann

Er ist ein Monument der Musikgeschichte: Peter Brötzmann, der den Jazz von Wuppertal aus weltweit verändert hat, ist ein so einflussreicher Saxofonist gewesen, dass sein Nachname sogar zu einem Verb verändert wurde – „brötzen“ –, um seine aggressive und einzigartige Spielweise zu charakterisieren.

Peter Brötzmann (Foto: Arne Reimer)

Brötzmann wurde 1941 in Remscheid geboren und begann Ende der fünfziger Jahre ein vierjähriges Kunststudium in Wuppertal. Nebenbei spielte er Tenorsaxofon und gründete 1961 sein erstes Trio mit dem Bassisten Peter Kowald. Durch Auftritte auf zahlreichen Festivals machte er sich europaweit einen Namen und zählte zu den Gründungsmitgliedern des Globe Unity Orchestras. Brötzmanns LP „Machine Gun“ aus dem Jahr 1968 gilt als epochales Werk der europäischen Jazzgeschichte. In der Folge spielte Brötzmann mit Musikern wie Han Bennink, Fred van Hove, Evan Parker, Derek Bailey, Albert Mangelsdorff, Willem Breuker, Louis Moholo und Toshinoro Kondo. Der Saxofonist schlug aber auch Brücken über den Atlantik, wo er mit dem Bassisten Bill Laswell das All-Star-Quartett Last Exit gründete, in Chicago ein Tentett mit dem US-Kollegen Ken Vandermark ins Leben rief oder im Duo mit der Pedal-Steel-Gitarristin Heather Leigh spielte. Dabei erwies sich sein Personalstil als unverwüstlich, Brötzmann ist in sämtlichen Konstellationen – ob zusammen mit einer Punkband beim moers festival, als Teil der coolen „European Echoes“ des Trompeters Manfred Schoof oder im Duo mit dem japanischen Noise-Veteranen Keiji Haino – immer schon nach Sekundenbruchteilen zu erkennen.

Seinen ersten „Lifetime Achievement Award“ erhielt der Saxofonist bereits 2011 auf dem New Yorker Vision Festival, im selben Jahr wurde er in Berlin mit dem Albert-Mangelsdorff-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Beim letzten Jazzfest Berlin wurde ihm von der Jury des Preises der deutschen Schallplattenkritik der Ehrenpreis zugedacht, die Laudatio hielt Bert Noglik. Anschließend gab Brötzmann ein Konzert mit dem US-Schlagzeuger Hamid Drake und dem marokkanischen Gimbri-Spieler Majid Bekkas, das gerade erst unter dem Namen „Catching Ghosts“ (ACT/edel) als Album veröffentlicht wurde. Die Ehrung in Berlin kam spät, aber nicht zu spät. Hamid Drake beschwor das Berliner Publikum jedenfalls eindringlich, endlich zur Kenntnis zu nehmen, was für ein Diamant aus seiner Mitte kommt – bevor es zu spät ist. Die Worte Drakes sollten sich leider als allzu prophetisch erweisen, denn gestern ist Peter Brötzmann gestorben. Er wurde 82 Jahre alt.

Aus Anlass seines Todes hat Jazz thing sich entschlossen, die aktuelle Peter-Brötzmann-Titelgeschichte von Wolf Kampmann online zu stellen.

Text
Rolf Thomas
Foto
Arne Reimer

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