Berlin: Keine Senats-Förderung für XJAZZ!

platzhalter_foto2019 schrieb der damalige rot-grün-rote Berliner Senat zum ersten Mal seine „Spartenoffene Förderung für Festivals und Reihen, vierjährig“ aus. Nahezu fünf Millionen Euro war der damaligen Senatsverwaltung für Kultur und Europa diese Fördermaßnahme wert. Ein Expert/-innen-Gremium prüfte 55 Anträge, 26 Festivals und Reihen wurden dann in diese Förderung aufgenommen. „Ein wichtiges Kriterium war, in welchem Maß die Antragsteller/-innen bei der Programmierung ebenso zur Herstellung von Teilhabe, Inklusion und Diversität beitragen wie bei der Definition ihrer Zielgruppen und bei der internen Personalpolitik“, schrieb das Gremium in seinem Gutachten vor vier Jahren. Weitere Kriterien, die durch die Berliner Festivals und Reihen erfüllt sein mussten, waren unter anderem ein hoher Stellenwert in der heimischen Kulturlandschaft, künstlerische Qualität, inklusive Arbeitsansätze, Nachhaltigkeit über das Festival hinaus und zukünftige Entwicklungspotenziale.

Das Gros der Festivals und Reihen bekam im Rahmen dieser Förderung jährlich zwischen 150.000 und 500.000 Euro. „Aufgrund der außerordentlichen künstlerischen und stadtpolitischen Relevanz und seiner weltweiten Geltung innerhalb der Musikszene machte das Expert/-innen-Gremium nur beim CTM-Festival eine Ausnahme“, heißt es im Gutachten: „Hier liegt die Fördersumme bei 650.000 EURO pro Festivalausgabe.“ Nur zwei Berliner Festivals, die im weitesten Sinn Jazz und aktuelle, improvisierte Musik veranstalten, kamen in die erste Runde dieser „Spartenoffenen Förderung“: das A L’ARME! Festival mit 200.000 Euro und das XJAZZ! Festival mit 150.000 Euro.

Bereits im April 2023 wurde das Gutachten des neuen Expert/-innen-Gremiums über die zweite Runde der „Spartenoffenen Förderung für Festivals und Reihen, vierjährig (2024 bis 2027)“ vorgelegt. Obwohl das jährliche Budget um rund 500.000 Euro leicht erhöht worden und die Zahl der bewilligten Anträge gleich geblieben ist, wurde die Förderung in der Sparte Musik für das CTM-Festival und das A L’ARME! Festival gekürzt und das XJAZZ! Festival sogar ganz aus dieser Maßnahme rausgestrichen – obwohl den Festivals und Reihen von vornherein Langfristigkeit und Planungssicherheit versprochen worden waren.

Bei XJAZZ!, das jährlich Anfang Mai mit einem stilistisch und ästhetisch breit ausgerichteten Programm Clubs und Spielstätten im Berliner Stadtteil Kreuzberg bespielt und damit rund 20.000 Menschen in die Veranstaltungsorte zieht, ist man empört über diese Entscheidung. „Von Anfang an sind wir als XJAZZ! eine Plattform für die lokale Jazzszene, aber auch für nationale und internationale Jazzgrößen“, schreibt das Organisations-Team in einem in der vergangenen Woche abgesetzten Instagram-Post. „Dabei achten wir stets darauf, vielfältig und stilistisch offen zu sein und traditionelle Formen des Jazz ebenso im Programm zu haben wie zeitgenössische Improvisationsmusik. Die Streichung dieser langfristigen Förderung birgt nun das Risiko, dass wir zwei wesentliche Aspekt unseres Festivals nicht mehr realisieren können: die Unterstützung junger, aufstrebender Talente und das Anbieten erschwinglicher Ticketpreise.“

Das Festival werde aber 2024 wie geplant stattfinden, betont einer der beiden XJAZZ!-Geschäftsführer, der Trompeter Sebastian Studnitzky, beim Telefoninterview: „Doch wenn wir keine Förderung mehr durch die öffentliche Hand bekommen, müssen wir das Programm kommerzieller gestalten, weil wir es dann wieder mit Privatgeld finanzieren müssen. Und das, obwohl wir als XJAZZ! mit Ach und Krach durch die Corona-Pandemie gekommen sind, im ersten Pandemie-Jahr 2020 sogar auf die 150.000 Euro Förderung verzichtet haben, weil wir das Festival wegen des Lockdowns absagen mussten, und 2022 dann mit dem ,Deutschen Jazzpreis‘ als ,Festival des Jahres‘ ausgezeichnet worden sind.“ Nun hofft man beim XJAZZ! Festival den Hauptstadtkulturfonds. Dort hat man einen Förderantrag gestellt, über den im Dezember entschieden werden soll, damit die Chance gewahrt bleiben kann, dass die 2024er-Ausgabe doch noch mit öffentlichen Geldern des Berliner Senats finanziert wird.

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XJAZZ! Festival

Text
Martin Laurentius

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