Fotobuch: Tokyo Jazz Joints
Hierzulande nimmt man Japans Jazz oftmals in Wellenbewegungen wahr: Mal sind japanische Acts in Europa regelrecht „en vogue“, dann verschwinden sie wieder in der Versenkung und werden nahezu vergessen. Was man vielleicht noch weiß, ist, dass der japanische Markt wichtig ist für die Jazzbranche, wo der Verkauf von Alben physisch und digital gut läuft und es in Tokio sogar eine exakte Kopie des New Yorker Jazzclubs Blue Note gibt. Darüberhinaus existiert hauptsächlich in Japans Hauptstadt eine Subkultur, die außerhalb dieses asiatischen Inselstaates nahezu unbekannt ist – allein in Tokio soll es Tausende dieser sogenannten „Jazu Kissa“ geben. Ein Fotoband gibt nun Einblicke in diese ungewöhnliche Subkultur: „Tokyo Jazz Joints“.
„Japanische Jazz-Kneipen und -Cafés sind insulare Welten, in denen die Zeit stillsteht, fernab von Hektik und Chaos moderner Stadtlandschaften“, heißt es in der Ankündigung. „,Tokyo Jazz Joints‘ ist eine visuelle Chronik dieser einzigartigen Kultur und hält die vergängliche Schönheit ihrer Schauplätze fest. Begonnen 2015, um Tokios Myriaden sogenannter ,Jazu Kissa‘ zu dokumentieren, hat sich das Projekt inzwischen auf ganz Japan ausgeweitet. Doch allmählich verschwinden diese speziellen Orte zum Anhören von Jazzplatten aufgrund neuer Trends, der Gentrifizierung und des Alters ihrer Kunden. Das vorliegende Buch bewahrt diese lebendigen Museen.“
Verantwortlich für dieses dokumentarische Fotoprojekt sind der nordirische Fotograf Philip Arneill und der amerikanische Radiomacher James Catchpole, die beide lange Zeit in Japan gelebt haben. „Der ,Jazu Kissa‘ liegt versteckt in der Nähe der Bahngleise“, so Arneill in „An Irishman And An American Walk Into A Jazz Joint“ für „Tokyo Jazz Joints“: „Von außen ist es kaum zu erkennen, abgesehen von dem wunderschön gearbeiteten Schild, das an der Wand befestigt ist und auf dem der Name sowohl in japanischen als auch in englischen Buchstaben steht. Ich schaue die mit Teppich ausgelegte Treppe hinauf. Oben ist ein riesiges Bild von Miles zu sehen, wie er neben Kisten mit leeren Flaschen sitzt. Sein berühmtes Horn ist bereit und zeigt die Treppe hinunter; so als wolle er uns zu winken. Dieser ,Jazu Kissa‘ verfügt über alle Merkmale, wie wir sie immer wieder erleben: eine schmale Treppe, einen engen, vom jahrelangen Zigarettenrauch vergilbten Raum, eine Schatzkammer an Schallplatten, unbezahlbare Audiogeräte und freundliche und großzügige Besitzer. Persönliche, leidenschaftliche Hommagen an eine Musik, die tief in der modernen Musikkultur Japans verankert ist.“ Das Buch „Tokyo Jazz Joints“ erscheint in der kommenden Woche im Heidelberger Kehrer Verlag, es hat 168 Seiten und wird 45 Euro kosten.
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„Tokyo Jazz Joints“