JTI Trier Jazz Award: Nils Wogram
Es gibt zurzeit wohl nur wenige Musiker/-innen, die stilistisch so breit aufgestellt sind wie Nils Wogram. Der seit langem bei Zürich lebende Wogram, 1972 in Braunschweig geboren, ist einer der vielleicht bekanntesten und vielseitigsten (Jazz)Posaunisten aus Deutschland. Er unterrichtet seit 2004 an der Hochschule Luzern, betreibt seit 2010 sein eigenes Label nWog Records und leitet parallel so grundverschiedene Bands wie Root 70 oder das Nostalgia Trio. Wogram setzt bei seinen Gruppen auf Langlebigkeit – das Quartett Root 70 beispielsweise mit Hayden Chisholm (Altsaxofon), Matt Penman (Bass) und Jochen Rueckert (Drums) gibt es seit 2000 und ist mit vier Freunden besetzt, die sich in den 1990er-Jahren während ihres Studiums an der Jazzabteilung der Hochschule für Musik und Tanz Köln kennengelernt haben.
Überhaupt sucht der Posaunist oftmals die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten – das gilt insbesondere dann, wenn er für seine Plattenfirma unterwegs ist. „Wenn du ein Label betreibst“, so Wogram, „bleibt es nicht aus, dass du von Freunden angesprochen wirst, ob du nicht auch deren Platten auf deinem Label veröffentlichen kannst. Ich fand die Idee gut, wollte aber einen anderen Weg beschreiten als üblich. Der Deal besteht darin, dass die Künstlerinnen und Künstler ihre Platten selbst produzieren und damit dieselben Kosten haben, die auch ich tragen müsste. Sie tragen zu einem Teil die laufenden Labelkosten mit, bekommen dafür aber 100 Prozent der Einnahmen. Das heißt, das Album gehört komplett den Musikern.“
Schon mehrfach wurde der Posaunist ausgezeichnet – wie 1998 sowohl mit dem Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler als auch mit dem SWR Jazzpreis, 2013 dann mit dem „Albert Mangelsdorff Preis“. Und in diesem Jahr darf er sich über den JTI Trier Jazz Award freuen. „Nils Wogram ist auf beiläufige Weise grundlegend“, heißt es in der Jury-Begründung. „Denn der Posaunist, Komponist und Bandleader aus Braunschweig mit Wahlheimat Zürich sucht nach Möglichkeiten, seinem Instrument neue Ausdrucksfelder zu erschließen, ohne dafür die Tradition übergehen zu müssen. Er wurzelt im Ensembleklang fester eigener Bands ebenso wie in den Experimenten der Historie, kann die klanglichen Gewissheiten seines Instruments schweifen lassen und sie im Anschluss wieder in einen vollen, wandlungsfähigen, lyrisch gewitzten Ton überführen. Überhaupt ist seine Vorstellung der Posaune durchzogen von profunder Vitalität und der Umsicht, Improvisation als Möglichkeitsraum und Inspiration als Aufforderung zu verstehen, nicht im Bekanntem zu verweilen.“ Sein Preisträgerkonzert wird Wogram am 25. August im Rahmen des Moselmusikfestivals im Trierer Brunnenhof spielen – zusammen mit seinem mit Harfe (Kathrin Pechlof), Saxofon (Chisholm) und Bratsche (Gareth Lubbe) ungewöhnlich besetzten Muse-Quartett, mit dem er seit einer Weile schon mit einer improvisierten, dynamisch ausdifferenzierten und geradezu sinnlichen Kammermusik experimentiert.
Weiterführende Links
Muse Preisträgerkonzert