10: Multiphonics
Zum zehnten Mal findet in diesem Jahr das Multiphonics-Festival statt – vom 26. September bis 1. Oktober im Stadtgarten und Gloria in Köln, in der Jazz-Schmiede in Düsseldorf und in der Immanuelskirche und im Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal. Anders als in den Jahren zuvor, als man die Klarinettenfamilie in den Mittelpunkt des Programms gestellt hatte, haben die künstlerisch Verantwortlichen, die Klarinettistin Annette Maye und Jens Eggensperger das instrumentale Spektrum für die Jubiläumsausgabe etwas geweitet: „Wir haben auch schon in vergangenen Festivalausgaben vereinzelt Bands eingeladen, die aufgrund ihrer musikalischen Inhalte und ihrer hohen Qualität überzeugt haben und in denen beispielsweise die Querflöte oder die bulgarische Kaval das tragende Blasinstrument der Gruppe waren“, so Maye. „Wir stellten fest, dass das Gesamtprogramm manchmal von einer Ausweitung auf andere – auch exotische – Holzblasinstrumente profitiert. Aus diesem Grunde hat sich Multiphonics etwas geöffnet, aber die Klarinette ist und bleibt der rote Faden.“
Wie zum Beispiel das deutsch-französische Sextett Thérapie De Couple um den in Reims lebenden Saxofonisten Daniel Erdmann, in dem die Französin Hélène Duret auf der Klarinette brilliert. „Als Deutscher, der seit langem in Frankreich lebt, kenne ich die Unterschiede zwischen beiden Ländern. Das ist auch der Grund, warum ich meine Band Thérapie De Couple genannt habe, weil wir vielleicht eine Therapie brauchen, um wieder mehr Verständnis füreinander zu haben“, erläutert Erdmann den Namen seiner Gruppe, die als Co-Produktion vom Straßburger Jazzdor-Festival und der Bremer Messe jazzahead! im Frühjahr auf den Weg gebracht wurde und mit jeweils drei französischen und drei deutschen Musiker/-innen besetzt ist. „Aber nicht nur in einem geografischen Sinn sollte die Besetzung ausgeglichen sein. Vielmehr wollte ich Musiker/-innen in der Band haben, mit denen ich schon lange spiele, aber auch solche, mit denen ich noch nie zusammen gearbeitet habe.“
Wer Erdmanns Sextett schon einmal live erlebt hat, wird fasziniert gewesen sein, wie Streicher, Holzbläser/-innen und Rhythmusgruppe stets auf’s Neue Kontakt zueinander suchten und zu kommunizieren begannen, wie sie sich wieder voneinander lösten, um ad hoc in neuen Klangkombinationen zusammenzukommen. Der Modern Jazz ist also nicht nur wegen des improvisatorischen Elements in steter Bewegung, sondern auch wegen des beständigen Transfers zwischen den drei Instrumentengruppen. Erdmanns Thérapie De Couple tritt am 27. September in Düsseldorf, am 28. September in Wuppertal und am 29. September in Köln auf.
Aber auch die anderen Festivalbands versprechen spannende und interessante Konzertmomente. Im Quartett Quartâbe der mittlerweile in Köln lebenden, brasilianischen Schlagzeugerin Mariá Portugal stehen zwei Klarinetten im Mittelpunkt, die mit ihren oszilierenden Soundschichten das harmonische Fundament der Improvisationsmusik dieser Band per se unter Spannung setzen, während Trieders Holz aus dem Stegreif die Rollenverteilung von Solist/-in und Begleitung aus den Angeln hebt. Beyond The Roots aus Köln experimentiert als im Kollektiv organisierte, kooperative Band mit den verschiedenen kulturellen Terroirs ihrer Mitglieder, auch der Oud-Virtuose Dhafer Youssef sucht den Dialog zwischen den Kulturen. Außerdem im Programm: Norbert Stein mit „Pata Kandinsky“, Samantha Wright mit Ivymind, NoSaxNoClar, Naïssam Jalal mit ihren „Healing Rituals“ sowie der französische Tuba- und Serpent-Virtuose Michel Godard mit dem Pianisten Florian Weber, dem Schlagzeuger Bodek Janke und dem Klarinettisten Mohammed Najem. Alle Konzerttermine und sämtliche Infos gibt es auf der Multiphonics-Website.
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