RIP: Les McCann
„I am the beauty and love that is God“: Der tiefgläubige Pianist und Gospelsänger Les McCann galt als Entdecker von Roberta Flack und hatte seinen größten Hit mit dem von Gene McDaniels komponierten Anti-Vietnamkrieg-Protestsong „Compared To What“, den er gemeinsam mit dem Saxofonisten Eddie Harris erstmals auf dem Montreux Jazz Festival 1969 spielte. Das Stück, das Roberta Flack auf ihrem Debütalbum 1969 sang, wurde auf „Swiss Movement“ veröffentlicht, das sich eine halbe Million Mal verkaufte. An diesen Erfolg in den Billboard-Charts konnte McCann später zwar nicht mehr anknüpfen, zählt jedoch zu den wichtigsten Vertretern des Soul-Jazz. „Compared To What“ wurde bis heute von verschiedenen Interpreten gecovert, darunter Ray Charles und Al Jarreau.
Der 1935 in Lexington, Kentucky, geborene Leslie „Les“ Coleman McCann wuchs in einer Baptistengemeinde auf. Gemeinsam mit seinen vier jüngeren Brüdern und seiner Schwester sang er im Chor der Shiloh Baptist Church und begann mit drei Jahren, Klavier zu spielen. In der High School spielte er zusätzlich Schlagzeug und Sousafon. Mit 17 Jahren kam er als Marinesoldat zur Navy nahe San Francisco. In dieser Zeit sang er in der „Ed Sullivan Show“, nachdem er einen Talentwettbewerb gewonnen hatte. Nach seinem Militärdienst zog McCann nach Los Angeles, studierte am City College Musik und Journalismus und leitete jeden Montag eine Jam-Session im Hillcrest Club. Dort hörte ihn jemand von Pacific Jazz Records und nahm ihn noch am selben Abend unter Vertrag. Mit seinem Trio Les McCann Ltd. spielte er für dieses Label von 1960 bis 1964 etwa ein Dutzend eigene Alben ein, fungierte aber auch als Begleitband unter anderem für Lou Rawls auf dessen Debütalbum „Stormy Monday“.
Von 1964 bis 1966 nahm er unter der Leitung von Quincy Jones für Limelight Records sechs Alben auf, 1968 unterschrieb er dann einen Vertrag bei Atlantic Records, für die er insgesamt elf Aufnahmen machte, darunter auch „Swiss Movement“. 1971 traten McCann und Eddie Harris mit Ike & Tina Turner, Wilson Pickett, Santana und den Staple Singers in Accra, Ghana, vor 100.000 Zuschauer/-innen auf. Das Konzert erschien 2004 unter dem Titel „Soul To Soul“ auf DVD. 1975 wurde McCann der erste „Artist In Residence“ des Programms „Learning From Performers“ der Harvard University. Neben seiner Musik war er Maler und Fotograf. Seine Arbeiten wurden 2015 in dem Buch „Invitation To Openness: The Jazz & Soul Photography Of Les McCann 1960-1980“ veröffentlicht.
„Compared to What“ wurde zu McCanns „Signature Piece“, das er bei Live-Auftritten sang, darunter auch in der NPR-Fernsehshow „Piano Jazz“ mit Marian McPartland. Es folgten weitere Aufnahmen bei verschiedenen Labels als Pianist und Sänger. Sein letztes Album war „A Time Les Christmas“. McCanns Aufnahmen wurden auch von mehreren HipHop-Künstler/-innen gesampelt, darunter A Tribe Called Quest, Nas, De La Soul, Snoop Dogg oder Notorious B.I.G. Am 29. Dezember ist Les McCann 88-jährig in einem Krankenhaus in Los Angeles an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben.
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