jazzahead!: Green Touring Tool

Athina Kontou MotherAthina Kontou MotherSeit dem 18. Jahrhundert kennt man den Begriff „Nachhaltigkeit“. Wurde dieser damals vor allem geprägt durch die Forstwirtschaft, so hat er sich im Laufe der zurückliegenden Jahrhunderte davon gelöst und Einzug in den wissenschaftlichen Diskurs gehalten. Dort wird Nachhaltigkeit als „ethisches Prinzip“ verstanden, um gesellschaftliche Herausforderungen und Entwicklungen ganzheitlich zu betrachten und zu analysieren. Eine politische Definition bekam der Begriff 1987 durch den UN-Bericht „Unsere gemeinsame Zukunft“. Eine gesellschaftliche Entwicklung könne nur dann nachhaltig sein, heißt es darin, wenn sie „den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“

Heutzutage bestimmt nachhaltiges Handeln viele Lebensbereiche der modernen Gesellschaften. Im Kulturbereich beruft es sich vor allem auf zwei Handlungsaspekte: zum einen ästhetisch, wenn beispielsweise Künstler/-innen ein längerfristiges Umfeld für ihre kreative Arbeit geboten wird; zum anderen ökologisch, wenn der Fokus etwa auf „Green Touring“ gerichtet wird.

Nachhaltigkeit ist also auch hierzulande ein viel diskutiertes Thema bei Festivals, Clubs und Spielstätten, die Müll vermeiden oder Energie für Licht- und Soundanlage sparen wollen. Was zuweilen übersehen wird, ist das Routing der Künstler/-innen zwischen den Konzerten. „Ökologisch ergibt es wenig Sinn, wenn eine Band aus Spanien nur zur jazzahead! nach Deutschland reist“, so Sybille Kornitschky, Leiterin der jazzahead! in Bremen. „Wir als jazzahead! möchten aktiv dazu beitragen, Tourneen generell nachhaltiger zu gestalten. Besonders mit unserem ,Green Touring Tool‘, das wir aktuell mithilfe unseres französischen Partners Zone Franche entwickeln.“ Die Ergebnisse einer achtmonatigen Experimentierphase um dieses „Green Touring Tool“ werden der Öffentlichkeit im kommenden Jahr auf der jazzahead! in Bremen vom 24. bis 26. April präsentiert.

Die jazzahead! will während der Messe-Tage Interessierte verbinden, um nachhaltiges und effizientes Touring zu ermöglichen. Alle Partner/-innen sind Teil des „Green Touring Network“ und dürfen das Gütesiegel „jazzahead! Jury Selection 25“ verwenden. Etablierte Festivals und Clubs, aber auch andere Bühnen zum Beispiel im ländlichen Raum bekommen so die Gelegenheit, die Jazz-Headliner von morgen zu zeigen, die zuvor auf der jazzahead! einem internationalen Fach-Publikum präsentiert werden. Zurzeit läuft bis zum 26. Oktober die erste, in Kooperation mit dem „Europe Jazz Network“ und der jazzahead! organisierte „Green Pilot Tour“ durch Schweden mit dem Quartett Mother der Bassistin Athina Kontou.

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Text
Martin Laurentius
Foto
Thekla Ehling

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