RIP: Lou Donaldson
Eigentlich war es eine Session, wie sie für Blue Note Records Ende der 1950er-Jahre üblich war. Der Hammond-Organist Jimmy Smith nahm im Februar 1958 mit einem Sextett im New Yorker Manhattan Towers Hotel Ballroom unter der Regie des Toningenieurs Rudy van Gelder das Album „The Sermon!“ auf. Mit in der Band waren einige Jazz-Größen dieser Zeit, die neben dem Bandleader den damals populären Hardbop maßgeblich geprägt hatten – wie zum Beispiel der Trompeter Lee Morgan, der Schlagzeuger Art Blakey und der Altsaxofonist Lou Donaldson. Für Donaldson waren die drei langen Stücke dieses Albums eine Initialzündung, so explosiv Blues-getränkt klang für ihn die Kombination von Altsaxofon und Hammond-Orgel. Jedenfalls wurde Smiths „The Sermon!“ zur Blaupause für eine ganze Reihe von Alben mit Donaldson, auf denen der Altsaxofonist mit Organisten zu hören war – und mit denen er in gewisser Weise den erfolgreichen Soul-Jazz der 1960er-Jahre aus der Taufe hob.
Allen voran Donaldsons Album „Alligator Boogaloo“ 1967 unter anderem mit dem Gitarristen George Benson und dem Hammond-Spieler Lonnie Smith wurde zum Hitalbum, gleichzeitig war das Titelstück lange Zeit so etwas wie ein Signature-Song für Donaldson. „Der Erfolg der Platten ist kein Geheimnis“, erzählte Donaldson unserem Autor und Fotografen Arne Reimer, der ihn für das erste „American Jazz Heroes“-Buch gesprochen hatte. „Mit dem Orgelspieler habe ich in den Proben die Kompositionen ausgearbeitet. Ziel war es dabei immer, die Platten auch verkaufen zu können. Meine Lieblingsplatte ist ,Blues Walk‘. Aber welche mir das meiste Geld eingebracht hat, war wirklich ,Alligator Boogaloo‘.“
Am 1. November 1926 wurde Donaldson in Badin, North Carolina, geboren. Obwohl er als Jugendlicher Asthma hatte, lernte er erst Klarinette zu spielen und wechselte während seiner Zeit bei der Armee zum Altsaxofon. 1950 ging er nach New York, wo er sich bald schon einen Namen als virtuos spielender Altsaxofonist in der Tradition seines Vorbilds Charlie Parker in den Jazzclubs von Harlem machte. Sein Plattendebüt machte er 1952 als Sideman im Quartett des Vibrafonisten Milt Jackson, aus dem kurz darauf das Modern Jazz Quartet werden sollte. Richtig bekannt wurde Donaldson 1954, als er Altsaxofonist in einem kurzlebigen Quintett von Blakey wurde, das eine Art Vorstufe für dessen Jazz Messengers war. Das Doppelalbum dieses Quintetts, „A Night At Birdland“, begründete nicht nur den Hardbop, sondern war auch der Anfang für Blakeys Funktion als Talentscout für Blue Note Records, während es für Donaldson Startpunkt war für seine jahrzehntelange Zusammenarbeit mit dieser legendären Jazz-Plattenfirma.
Bis ins hohe Alter war Donaldson live auf den Bühnen und in den Tonstudios zu erleben. 1996 wurde der Altsaxofonist in die „Jazz Hall Of Fame“ aufgenommen, 2012 ernannte man ihn zum „NEA Jazz Master“. 2017 erklärte Donaldson, dass er fortan nicht mehr auftreten wolle und sich zur Ruhe setzen werde. 2018 sah man ihn in zwei Dokumentarfilmen: „It Must Schwing! The Blue Note Story“ des deutschen Regisseurs Erik Friedler und „Blue Note Records: Beyond The Notes“ der Schweizer Filmemacherin Sophie Huber. Am 9. November ist Louis Andrew „Lou“ Donaldson 98-jährig gestorben.
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Lou Donaldson