RIP: Roy Haynes

Roy HaynesRoy Haynes„The Blues And The Abstract Truth“: Das wichtigste Album des Saxofonisten Oliver Nelson, aufgenommen 1961 für Blue Note Records, zählt zu den Meilensteinen des Jazz. Neben einem legendären Line-Up mit Eric Dolphy, Freddy Hubbard, Paul Chambers und Bill Evans führt Roy Haynes die Gruppe rhythmisch durch die Musik. Vor allem bei dem fast neunminütigen und großartigen „Stolen Moments“ hält Haynes geschmeidig die Komposition zusammen. Er hatte bereits mit Lester Young gespielt, mit Charlie Parker, Bud Powell und Thelonious Monk die sich aufbäumende Architektur des Bebop vorangetrieben und war an unzähligen maßgeblichen Aufnahmen des Jazz beteiligt – wie zum Beispiel Dolphys „Outward Bound“, Stan Getz’ „Focus“ oder Chick Coreas „Now He Sings, Now He Sobs“. Er machte eigene Aufnahmen, wie „Out Of The Afternoon“ 1962 mit Rahsaan Roland Kirk (Saxofon), Tommy Flanagan (Klavier) und Henry Grimes (Bass). Doch vor allem war er ein gefragter Begleiter.

Haynes war einer der ersten Schlagzeuger, der mit seinem linken Fuß die Hi-Hat metrisch befreite, und auch sonst experimentierte er mit den klanglichen und rhythmischen Möglichkeiten des Instruments. Sein einmaliges Schlagzeugspiel auf der Snare und den Becken verschaffte ihm den Spitznamen „Snap Crackle“, was soviel bedeutet wie „Knackender Knisterer“. Der „Gigant des Schlagzeugspiels“ („New York Times“), der Drummer wie Tony Williams, Jack DeJohnette oder seinen Enkel Marcus Gilmore beeinflusste, stand mehr als 80 Jahre auf der Bühne. Dabei legte er immer Wert auf elegante Kleidung. 1960 kürte ihn das Magazin „Esquire“ zu einem der bestgekleideten Männer Amerikas, zusammen mit Cary Grant und Miles Davis. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte er an seinem 94. Geburtstag im New Yorker Club Blue Note.

>Roy Owen Haynes wird am 13. März 1925 in Roxbury, Massachusetts, geboren. In diesem Stadtteil von Boston gab es eine afroamerikanische Gemeinde, in der er aufwuchs. Er nahm Schlagzeugunterricht bei Herbert Wright, der mit James Reese Europe als Mitglied der 369 Infantry Hellfighters am im ersten Weltkrieg teilnahm. Sein großes Vorbild war Jo Jones, der Schlagzeuger der Count-Basie-Band. In New York spielte er mit Lester Young und im Minton’s Playhouse in Harlem, wo der neue Hip-Jazz entstanden war: Bebop. Ab 1953 arbeitete er fünf Jahre für Sarah Vaughan und begleitete Thelonious Monk im Five Spot Café. Ab den 1960er-Jahren nahm er eine Reihe von Alben unter eigenem Namen auf, auf denen er oftmals jüngere Musiker/-innen featurte. 1994 erhielt er den dänischen „Jazzpar Prize“, 1995 wurde er „NEA Jazz Master“ und 1996 ernannte man ihn in Frankreich zum „Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres“. 2012 bekam er einen „Grammy“ für sein Lebenswerk. Am 12. November ist Roy Haynes 99-jährig in Nassau County, New York, gestorben.

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Maxi Broecking
Foto
Arne Reimer

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