RIP: Quincy Jones
Als vor einigen Jahren der Produzent Zev Feldman für Resonance Records das Album „In The Beginning“ mit bislang ungehörten Live- und Studioaufnahmen des Gitarristen Wes Montgomery aus Mitte der 1950er-Jahre veröffentlichte, waren darauf auch einige Stücke zu hören, die Quincy Jones 1955 in New York mit einem Quintett um die Montgomery-Brüder gemacht hatte. Diese bis dato unveröffentlichten Aufnahmen mit Wes, seinen beiden Brüdern Buddy am Piano und Monk Montgomery am Bass plus dem Tenorsaxofonisten Al „Pookie“ Johnson und dem Schlagzeuger Sonny Johnson zeigten, welches kreative Potenzial in dieser Band steckte. Doch anders als geplant verschwanden die Aufnahmen für Jahrzehnte im Archiv, bis sie Mitte der 2010er-Jahre von Feldman gehoben wurden. Die von Jones verantworteten Stücke verdeutlichen jedenfalls, dass dieser damals noch völlig unbekannte Produzent bereits einen guten Riecher für Talente hatte.
Jones wurde 1933 in Chicago geboren. Mit einem Stipendium in der Tasche begann er 17-jährig am Berklee College Of Music in Boston zu studieren. 1951 holte ihn aber Lionel Hampton als Trompeter in seine Bigband, für die er auch erste Arrangements schrieb. 1954 ließ er sich in New York nieder, wo er für seinen Jugendfreund Ray Charles zu arbeiteten begann und für Sarah Vaughan, Count Basie oder Duke Ellington komponierte und arrangierte. Geradezu einen tragisch-legendären Ruf hatte seine eigene Bigband, die nur für 18 Monate von Bestand war. Jones ging 1957 nach Paris, wo er sich von Nadia Boulanger und Olivier Messiaen in Komposition unterrichten ließ, bevor er für die Plattenfirma Mercury Records eine namhaft besetzte Bigband ins Leben rief, aus der dann Ende 1959 sein eigenes Jazzorchester hervorging.
Ursprünglich sollte seine Band das Setting für eine Blues-Oper liefern. Doch die Premiere in Paris floppte und die geplante Tournee durch Europa kam nicht zustande. Jones musste sich hochverschulden, um sein Orchester am Leben zu halten, er und die Mitglieder seiner Band saßen für Monate in der französischen Hauptstadt fest. Dabei kam es zwar unter anderem für Mercury zu Aufnahmen im Studio, auch Konzerte in Europa fanden statt. Anfang 1961 kehrten er und seine Musiker aber in die USA zurück, Mitte dieses Jahres löste Jones das Orchester auf.
Doch dieser Misserfolg tat seiner Karriere keinen Abbruch. So wurde Jones zum Beispiel 1964 Vizepräsident von Mercury Records und war somit der erste Afroamerikaner in der Führungsetage einer Major-Company. Seinen ersten „Grammy“ bekam er 1963 für sein Arrangement von „I Can’t Stop Loving You“ für das Count Basie Orchestra. Mit diesem Orchester arbeitete er auch erfolgreich mit Frank Sinatra zusammen, deren Fassung von „Fly Me To The Moon“ war 1969 der Soundtrack für die TV-Übertragung der ersten Mondlandung. Seine größten, auch kommerziellen Erfolge hatte Jones ab Ende der 1970er als Produzent von Michael Jackson, für dessen Hitalben „Off The Wall“, „Thriller“ und „Bad“ er verantwortlich zeichnete. Zudem arbeitete er für Aretha Franklin oder Herbie Hancock, produzierte die Benefiz-Single „We Are The World“ und komponierte die Musik für den Steven-Spielberg-Film „Die Farbe Lila“.
Jones wurde insgesamt 79 Mal für einen „Grammy“ nominiert, 27 Mal durfte er sich über diesen bedeutenden Musikpreis freuen. 1994 bekam er den „Polar Music Prize“ und 2005 wählte man ihn in die „Dance Music Hall Of Fame“. 2008 wurde Jones dann „NEA Jazz Master“ und bei der diesjährigen „Oscar“-Verleihung erhielt er einen „Honorary Award“ für sein Schaffen als Filmmusik-Komponist. Am 3. November ist Quincy Delight Jones Jr. 91-jährig in Los Angeles gestorben.