RIP: Ulrich Olshausen

Ulrich OlshausenUlrich Olshausen„Für den Rang Frankfurts als Hauptstadt des Jazz in Deutschland hat es gute Gründe und gute Musiker gegeben: die amerikanischen Streitkräfte mit ihrem Hauptquartier und den Soldatensender AFN, den Jazzkeller und die Brüder Mangelsdorff mit ihrem Kreis. Es gab gute Macher wie den Veranstalter Werner Wunderlich und die Konzertagentur Lippmann & Rau. Und dann gibt es noch immer den Journalisten und Rundfunkmann Ulrich Olshausen.“ Das schrieb der frühere Musikredakteur der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ), der Journalist, Musikwissenschaftler und Jazzautor Wolfgang Sandner, zum 80. Geburtstag seines langjährigen Kollegen und Mitarbeiters am 17. August 2013. Sandners FAZ-Artikel würdigte die Lebensleistung Olshausens, ohne dessen Wirken wahrscheinlich die mediale Rezeption in Deutschland von Jazz und improvisierter Musik anders verlaufen wäre.

Ab den 1960er-Jahren machte sich der 1933 in Neuenbürg geborene Olshausen als Musikjournalist für Jazz und verwandte Genres einen Namen. Zuvor hatte er an der Frankfurter Musikhochschule Fagott studiert. Es schloss sich eine Tontechnikerausbildung an, bevor er an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt ein Studium der Musikwissenschaft begann, in dem er 1963 über „Das lautenbegleitete Sololied in England um 1600“ promovierte. In der Zeit wurde er Kritiker für die FAZ und schrieb in der Regel Rezensionen über Jazz, Folk und Pop, bevor er 1967 die Leitung der neugegründeten Jazzredaktion des Hessischen Rundfunks übernahm.

Als Jazzredakteur und -autor war Olshausen eine kritische, vor allem unbestechliche Instanz, der stets auch offen gegenüber an den Jazz grenzende Genres blieb, wie zum Beispiel Rock, Pop, Folk und Musikkulturen. In seinen Texten und Sendungen für den Hörfunk war ihm die bilderstürmerische Avantgarde des Jazz ebenso wichtig wie die Leistungen der Altvorderen dieser Musik, gleichgültig, ob diese ihre Wurzeln in den USA oder anderswo auf der Welt hatte. Ihm ging es in der Regel darum zu zeigen, was die Künstler/-innen antrieb, um das Werk zu erschaffen, das eindeutig als ihres zu identifizieren war.

Bis zu seiner Pensionierung als hr-Jazzredakteur 1999 programmierte Olshausen kompetent im Team mit Kolleg/-innen auch das seit 1953 stattfindende Deutsche Jazzfestival Frankfurt, das ab 1984 unter der Verantwortung des Hessischen Rundfunks ausgetragen wird. Dabei machte es ihm oftmals eine fast schon diebische Freude, dem Publikum im hr-Sendesaal zu demonstrieren, was für ein Spaß es sein kann, einen gleichermaßen unverfälschten wie unterhaltenden Jazz live zu erleben. „Bisweilen scheint es, als wolle Olshausen Musiker aus der skurrilsten stilistischen Ecke Gehör verschaffen“, bemerkte Sandner in seiner Geburtstagswürdigung vor elf Jahren treffend. „Es hat sicher auch damit zu tun, dass der ewig junge Enthusiast sich sein Gespür für Trends, für Aktualität und Innovatives bis heute bewahrt hat.“ Am 30. November ist Ulrich Olshausen 91-jährig gestorben.

Text
Martin Laurentius
Foto
hr/Sabine Renken

Veröffentlicht am unter News

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