TV-Doku: MPS - Die Legende lebt
Eigentlich bedeutet das Akronym MPS ausgeschrieben „Musik Produktion Schwarzwald“. Für viele Jazzfans trifft es das liebevolle „Most Perfect Sound“ aber weitaus besser, weil die nahezu 500 Alben, die ab 1968 auf MPS Records erschienen sind, von allerbester Klangqualität sein sollen. Diese Klangperfektion hängt unter anderem auch mit der einstigen Position des Gründers von MPS, Hans Georg Brunner-Schwer, zusammen, der ab 1961 für einige Jahre technischer Geschäftsführer der SABA-Werke war, einem traditionsreichen Familienunternehmen aus Villingen für Rundfunkgeräte und hochwertige Hifi-Anlagen. Nachdem die Familie Brunner-Schwer ihre SABA-Anteile verkauft hatte, konzentrierte sich Hans Georg Brunner-Schwer auf seine eigentliche Leidenschaft und Profession: das Aufnehmen von Musik im eigenen Tonstudio und das Produzieren von Langspielplatten in höchster Klangqualität.
Viele Musiker/-innen aus den USA und Europa mit Rang und Namen für Jazz zwischen Modern und Mainstream zog es daraufhin in den Schwarzwald, um sich vom Tonmeister Brunner-Schwer in dessen MPS Studio in Villingen aufnehmen zu lassen und dann auf MPS Records zu veröffentlichen. Der Pianist Oscar Peterson gehörte ebenso dazu wie der Bandleader und Komponist Duke Ellington, der Keyboarder George Duke, der Vibrafonist Dave Pike, der Geiger Jean-Luc Ponty, die Saxofonisten Lee Konitz und Hans Koller, der Gitarrist Volker Kriegel, der Posaunist Albert Mangelsdorff oder die Kenny Clarke/Francy Boland Big Band. In dieser Zeit geradezu revolutionär war Brunner-Schwers Art und Weise den Flügel aufzunehmen, in dem er die Mikrofone tief im Innern des Instrumentes ganz nahe an den Saiten positionierte.
In der TV-Doku „MPS – Die Legende lebt“ kommt die letzte noch lebende Mitarbeiterin von MPS, Lisa Boulton, ausführlich zu Wort. Boulton kehrte 1964 nach 14 Jahren in den USA mit ihren beiden Kindern in ihre Heimatstadt Villingen zurück und arbeitete ab 1968 als Produktionsassistentin für MPS. Für sie als Jazzfan sei das eine großartige Zeit gewesen, erinnert sie sich im „Schwarzwälder Boten“, obwohl dieser Job so schlecht bezahlt gewesen sei, dass sie zusätzlich noch kellnern musste. Boulton berichtet vom technischen Fortschritt durch MPS und natürlich von ihren Begegnungen mit den vielen Jazzmusiker/-innen aus der ganzen Welt. Der Villinger Konzertveranstalter und Jazzproduzent Friedhelm Schulz, ein enger Freund Brunner-Schwers, schlägt dann eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Seltene Archiv- und private Filmaufnahmen zeigen die einmalige Atmosphäre im MPS Studio ebenso wie bei den legendären Wohnzimmer-Konzerten. „Weißt du“, soll Peterson einmal zu Brunner-Schwer gesagt haben, „jetzt spiele ich nur für das Mikrofon und für dich und nicht in irgendeinem Studio, wo es heißt, du hast zwei Stunden Zeit und dann musst du mit der Aufnahme fertig sein und das Studio verlassen. Bei dir kann ich stundenlang spielen, solange ich will, bis es uns beiden gefällt.“
„MPS – Die Legende lebt“ ist von Sascha Schmidt und Micha Bojanowski produziert und gedreht worden. Ab dem 2. April ist diese Doku in der ARD Mediathek zu sehen, am 4. April läuft sie um 23:30 Uhr im SWR-Fernsehen. Zudem strahlt das Kulturradio SWR2 am 6. April ab 22:03 Uhr eine „Jazztime“-Sendung mit dem Titel „Jazzin‘ The Black Forest – Das legendäre Label MPS“ aus.
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MPS Studio