2: fill in - International Jazz Festival Saar
„Wir brauchen mehr Publikum“, wird Oliver Strauch in der „Saarbrücker Zeitung“ zitiert. Mit diesem Satz stieg der Schlagzeuger und Professor an der Hochschule für Musik Saar vergangenen Donnerstag in den Schluss der Pressekonferenz ein, auf der er als künstlerischer Leiter das Programm des zweiten fill in – International Jazz Festival Saar Ende Juni vorgestellt hat. Immerhin rund 4.000 Menschen zog es im vergangenen Jahr zur Premiere in den Deutsch-Französischen Garten von Saarbrücken, 2024 will man diese Zahl nun sogar verdoppeln. Man fragt sich zwar, warum ein Musikfestival, das auch aus Mitteln der öffentlichen Hand finanziert wird, so sehr auf Besucher/-innen-Zahlen schauen muss. Der Grund ist indes schnell erklärt: Saarlands Wirtschaftsministerium hat Strauchs zweites fill-in-Festival zum „kulturellen Leuchtturm“ deklariert, um damit die saarländische Jazzszene zu fördern, weil man sich unter anderem einen touristischen Effekt für dieses Bundesland im Westen Deutschlands erhofft. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, hat man den Festival-Etat auf 700.000 Euro erhöht, zudem werden mit Ablegern in Saarlouis vom 9. bis 11. August und St. Ingbert am 9. November weitere Regionen im Saarland in das Veranstaltungskonzept von fill in – International Jazz Festival Saar eingebunden. „2024 entscheidet sich, ob wir 2025 weitermachen“, erhöht Strauch noch mal den Druck: „Das ist die Situation.“
Doch vor der Entscheidung über Hopp oder Topp gibt es zuerst die zweite Ausgabe von fill in – International Jazz Festival Saar. Und bevor es vom 28. bis 30. Juni zu den Open-Air-Konzerten in den Deutsch-Französischen Garten geht, stimmt am 27. Juni eine Vielzahl lokaler und regionaler Jazz-Acts in den Clubs und Bars rund um den St. Johanner Markt in Saarbrückens Innenstadt auf das anstehende Festival-Wochenende ein. Den eigentlichen fill-in-Opener spielt dann am 28. Juni der saarländische Bassist Martin Weinert, der mit dem verwunschenen Modern Jazz seines aktuellen Quartetts an seine 2020 verstorbene Ehefrau, die Gitarristin Susan Weinert, erinnern möchte. Für einen US-amerikanischen Jazz zwischen Modern und Mainstream steht wiederum die unter anderem mit Donald Harrison (Altsaxofon), Cecil McBee (Bass) und Billy Hart (Drums) prominent besetzte Band The Cookers.
Das Doppelkonzert am 29. Juni rückt mit dem Auftritt der englischen Sängerin Zara McFarlane erst Jazzhistorisches ins Zentrum, bevor es zur kubanischen Spielart mit der Band des Pianisten Alfredo Rodríguez geht. In den letzten Tag startet die junge, israelische Schlagzeugerin Roni Kaspi mit ihrem groovenden Mix aus Jazz, Rock und Pop, den Schlusspunkt setzt dann das Brussels Jazz Orchestra mit der Vokalistin Camille Bertault und großorchestralen Versionen einiger Serge-Gainsbourg-Chansons.
Für den ersten Ableger zieht man am zweiten Augustwochenende auf die Vauban-Insel nach Saarlouis um, wo unter anderem der Mannheimer Trompeter Thomas Siffling und der elsässische Akkordeonist Marcel Loeffler zu hören sein werden. Mit dem Schlusskonzert mit dem norwegischen Saxofonisten Jan Garbarek am 9. November in St. Ingbert, wo man noch 2023 nach gut 35 Jahren einen harschen Strich unter das eigene Jazzfestival gezogen hat, will Strauch ein weit hörbares Ausrufezeichen hinter sein zweites fill in – International Jazz Festival Saar setzen, um danach Tabula rasa zu machen und zu entscheiden, ob es 2025 eine dritte Runde geben wird oder nicht.
Weiterführende Links
fill in – International Jazz Festival Saar