RIP: Ralph Beerkircher
Anfang März informierten der Bassist Robert Landfermann und der Gitarrist Tobias Hoffmann per E-Mail einige Musikjournalist/-innen darüber, dass ihr Freund und Kollege, der Gitarrist, Komponist und Pädagoge Ralph Beerkircher, in einem Hospiz in Köln seine letzten Lebenstage verbringen würde. Beerkirchers letzter Wunsch an die beiden war, dass sie auf ihrem Kollektiv-eigenen KLAENG Records noch zu seinen Lebzeiten sein letztes Album veröffentlichen sollen, das er mit ihm, Jonas Engel (Saxofon), Christian Lorenzen (Fender Rhodes, Moog) und Jan Philipp (Drums) 2021 im Kölner Loft aufgenommen hat.
„NoHum“ (KLAENG Records) versammelt sieben Stücke dieses Kölner Gitarristen, die noch einmal zeigen, was für ein einmaliger Klangkünstler Beerkircher doch gewesen ist. Darin setzt Komponiertes lediglich einen flexibel handhabbaren Rahmen, in dem sich die vier Musiker wagemutig in eine Groove-orientierte und harmonisch gebundene Improvisationsmusik stürzen, durch die sich im intuitiven Flow entstandene, tonal freie Passagen wie Schlieren ziehen. Das Ergebnis klingt mal kantig und schroff, wird aber gerne durch fast überschöne Klangflächen aufgebrochen, geradezu begeisternd ist das antizipierende Zusammenspiel, wie es die vier Musiker im tiefen Vertrauen aufeinander entwickelt haben.
Beerkircher, 1967 geboren, studierte klassische und Jazz-Gitarre an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Mit der multistilistischen Improvisationsmusik von Novotnik 44 um den Trompeter Udo Moll sorgte er für Aufsehen, stand einem eigenen Quartett mit Claudius Valk (Saxofon), Volker Heinze (Bass) und Roland Höppner (Drums) vor und spielte mit dem Trompeter Stephan Meinberg und dem Schlagzeuger Christian Thomé im kooperativen Trio Arni Bolden. Mit seinem einstigen Schüler Hoffmann teilte er sich die Gitarrenposition im Trio des Schlagzeugers Peter Kahlenborn, mit seinem Instrumentalkollegen Frank Wingold widmete er sich im Duo shraeng der Interpretation von Kompositionen Neuer Musik zum Beispiel eines Karlheinz Stockhausen oder John Cage. Am 5. März ist Ralph Beerkirchers 57-jährig gestorben.
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Ralph Beerkircher