RIP: Joe Viera
Am 7. April ist der Jazzsaxofonist, Jazzvermittler, Gründer und Leiter der Internationalen Jazzwoche Burghausen, Josef „Joe“ Viera, im Alter von 91 Jahren gestorben. Schon während seines Physikstudiums in München spielte der jazzbegeisterte Viera in den 1950er-Jahren Saxofon, zunächst im Bereich des traditionellen Jazz, als er seine erste Band, Riverboat Seven, gründete. Ab 1962 trat er auch bei Duo- und Trio-Konzerten auf, unter anderem mit dem Jazzbassisten und späteren ECM-Chef Manfred Eicher. Zudem organisierte Viera europaweit Workshops und Vorträge über Jazz und gab ab 1970 die „reihe jazz“ heraus, eine in Polnisch, Schwedisch und Griechisch übersetzte Reihe mit Jazz-Unterrichtsmaterialien, für die er mit Musiker/-innen zusammenarbeitete. Dadurch leistete er Pionierarbeit für die Akzeptanz und Verbreitung von Jazz in Deutschland und Europa. Von 1971 bis 1998 unterrichtete er fast 30 Jahre lang an der Universität Duisburg an dem von Ilse Storb gegründeten Jazzlabor, seit 1981 als Professor. Anschließend unterrichtete er an der Universität München und der Universität Passau, zudem gehörte er zu den Mitbegründern der Union Deutscher Jazzmusiker (heute Deutsche Jazzunion).
Ebenfalls 1970 rief der 1932 geborene Viera die Internationale Jazzwoche Burghausen ins Leben, zu der ab 1972 die Burghauser Jazzkurse hinzukamen, deren künstlerischer Leiter er bis zu seinem Tod blieb, auch wenn er zuletzt altersbedingt nicht mehr teilnehmen konnte. Während seiner mehr als 50-jährigen Festivalleitung holte er Jazzgrößen wie Horace Silver, Stan Getz, das Art Ensemble Of Chicago und Stephane Grappelli in die oberbayrische Stadt an der Salzach, über deren Altstadt sich die weltweit größte, heute noch existierende Burganlage erhebt. 1996 erhielt Viera für seine Leistungen in der Jazzförderung und -vermittlung das Bundesverdienstkreuz, 2021 den Bayrischen Verdienstorden.