Gestorben: Maurice El Médioni
Er galt als der Erfinder des „PianOriental“, auf seinen Tasten verbanden sich arabo-andalusische Melodien, Latin-Rhythmen und Swing: Am 25. März ist – wie jetzt erst bekannt wurde – der Algerier Maurice El Médioni im Alter von 95 Jahren gestorben. 1928 in der jüdischen Gemeinde von Oran geboren, bekommt er in der Hafenstadt während des Zweiten Weltkriegs Kontakt mit den amerikanischen Soldaten, von denen er Boogie Woogie und Mambo lernt und das in seinen Pianostil der langen, melismatischen Modallinien und Oktavdoppelungen überträgt. Während der Gewalt des algerischen Unabhängigkeitskrieges flieht er mit seiner Familie nach Marseille, spielt in der Cabaret-Szene der Exilanten.
International bekannt wird er aber erst spät, mit dem Album „Cafe Oran“, das das deutsche Label Piranha 1996 veröffentlicht, produziert von Ben Mandelson. Auf Folgealben weitet er – bereits in seinen 70ern – seine musikalische Sprache nochmals aus, kollaboriert mit dem kubanischen Perkussionisten Roberto Rodriguez auf „Descarga Oriental“ (gekrönt mit einem „BBC Radio 3 Award“) und gibt weltweit Konzerte. 2007 tritt er mit dem wiederformierten jüdisch-algerischen Orchester El Gusto auf. Zeit seines Lebens hoffte El Médioni, der 2011 nach Israel übersiedelte, auf einen Frieden zwischen Juden und Arabern, den er in seiner Musik berührend vollzogen hat. In seinem 2017 veröffentlichten Buch „Maurice El Médioni: A Memoir From Oran To Marseilles 1938-1992“ (Repeater Books) erzählt Jonathan Walton El Médionis Geschichte.