Köln: Deutscher Jazzpreis zum Vierten
Diesmal war gar kein Aufreger dabei: Routiniert, aber auch mit einer gewissen Lässigkeit wurde am gestrigen Abend im Kölner E-Werk der „Deutsche Jazzpreis“ in 22 Kategorien verliehen. Die nicht anwesende Claudia Roth von den Grünen durfte als diesen Preis ausrichtende Staatsministerin für Kultur und Medien der Bundesrepublik Deutschland mal wieder in einem Video-Grußwort einige Klischees über Jazz als musikalische Begleitung für Demokratie und Freiheit zum Besten geben, die Obertitel, die das gesprochene Wort auf einer Leinwand im Bühnenhintergrund ins Englische übersetzten, waren diesmal alle weitestgehend korrekt und auch die musikalischen Beiträge des Abends mit der Saxofonistin Angelika Niescier als Gewinnerin in „Holzblasinstrumente“ im Duo mit dem Pianisten Alexander Hawkins, dem Omer Klein Trio (nominiert in „Live-Act des Jahres) und dem US-amerikanischen Pianisten Kenny Barron als Gewinner in „Künstler/in des Jahres international“ hatten alle etwas mit dieser Veranstaltung zu tun.
Einen Anteil daran, dass diese Gala ohne große Unfälle über die Bühne ging, hatte das Moderator/-innen-Tandem mit Hadnet Tesfai und „unserem“ Götz Bühler. Klar, ein Haar lässt sich in jeder Suppe finden: Warum zum Beispiel wurde das für den Jazz recht wichtige Instrument Gitarre der Kategorie „Saiteninstrumente“ einverleibt, wenn dann doch vier Bassist/-innen nominiert worden sind? Diese Kategorie gewonnen hat Petter Eldh, der allerdings nicht vor Ort war, um den Preis persönlich entgegen zu nehmen. In diesem Jahr ließ man sich also auf keine Experimente ein, die den Ablauf der Preisverleihungsgala stören könnten, und verzichtete auf jedes bühnendramaturgische Instrument wie zum Beispiel eine Band als musikalische Begleitung des Abends oder Synchronsprecher/-innen als Laudator/-innen.
Das hatte durchaus sein Gutes, weil die Gewinner/-innen im Mittelpunkt standen – und halt auch die Gattung Jazz. Im Wechsel präsentierten Tesfai und Bühler die Preisträger/-innen, begleitet durch die Huldigungen von Mitgliedern der Hauptjury – wie zum Beispiel dem Trompeter Claus Reichstaller oder der Schlagzeugerin Mariá Portugal. Über 12.000 Euro Preisgeld durften sich unter anderem Céline Rudolph in „Vokal“, Alexander von Schlippenbach in „Piano/Tasteninstrumente“ und in „Lebenswerk“, die Vibrafonistin Taiko Saito in „Schlagzeug/Perkussion“ oder der Posaunist Janning Trumann in „Blechblasinstrumente“ freuen, der dieses „Event“ auch dazu nutzte, um wenige Stunden zuvor das Programm der Cologne Jazzweek der medialen Öffentlichkeit vorzustellen.
Gleich vier Mal ging der „Deutsche Jazzpreis“ nach Bayern: an das Shuteen Erdenebaatar Quartett in „Ensemble des Jahres“, Monika Roscher in „Komposition/Arrangement des Jahres“, das Team vom Nürnberger NUEJAZZ Festival in „Festival des Jahres“ und an den Journalisten Ulrich Habersetzer in „Journalistische Leistung“ – letztere zwei Gewinner stehen für eine andere Auseinandersetzung mit dem Thema Jazz. Debüt-Album des Jahres“ ist „Opening“ (Jazzline/Broken Silence) des Trompeters Jakob Bänsch und die Sängerin Mirna Bogdanović schaffte das Kunststück, nach „Confrontation“ (KLAENG Records) als „Debüt-Album des Jahres“ 2021 dieses Jahr mit „Awake“ (Berthold Records/Cargo) die Kategorie „Album des Jahres“ zu gewinnen.
Diesmal wird es auch richtige Preisträger/-innen-Konzerte geben – wenngleich mit zeitlicher Verzögerung. Trumann präsentiert nämlich auf der diesjährigen Cologne Jazzweek fünf Konzerte mit nominierten Musiker/-innen und Gewinner/-innen: Saxofonist Frank Gratkowski wird in der ersten Septemberwoche mit seiner Band In Cahouts ebenso in Köln zu hören sein wie das Immanuel Wilkins Quartet, das Jakob Bänsch Quartett, die Schlagzeugerin Lesley Mok und Alexander von Schlippenbach. Alle Gewinner/-innen und sämtliche Infos findet man auf der Website des „Deutschen Jazzpreises“.
Weiterführende Links
„Deutscher Jazzpreis“