Film-Doku: Misty - The Erroll Garner Story
Zeitlebens war Erroll Garner (1921-1977) ein Phänomen. Als Dreijähriger begann er mit dem Klavierspielen. Einige seiner älteren Geschwister hatten formalen Klavier-Unterricht, Garner spielte aber alles sofort nach, was er bei ihnen hörte. Notenlesen hat er nie gelernt, sein hochvirtuoses Klavierspiel, das ihn später zu einem der stilbildenden Jazzpianisten in der Historie dieser ursprünglich afroamerikanischen Musik werden ließ, war stets intuitiv und folgte ausschließlich seinem Gehör. Ihm war es möglich, seine linke und seine rechte Hand unabhängig voneinander zu gebrauchen. Das brachte ihn in die Lage, tiefe Basstöne der Linken gleichsam kontrapunktisch gegen mächtige Akkorde der Rechten laufen zu lassen – oftmals polyrhythmisch gegeneinander gesetzt. Berühmt war er für seine Improvisationskunst, die lässig swingend und rhapsodisch raumgreifend zugleich war. Dabei lachte Garner die ganze Zeit – so, als seien selbst technisch schwierigste Passagen ein Leichtes für ihn.
Der französisch-schweizerische Filmemacher Georges Gachot hat sich eine Weile lange intensiv mit dem Leben und Werk dieser Jazz-Piano-Legende beschäftigt und eine gleichermaßen spannende wie interessante Filmdoku über Garner, „Misty – The Erroll Garner Story“, produziert. Gachot ist in einige Archive nicht nur von US-amerikanischen Fernsehstationen gestiegen und hat teils unbekannte Filmaufnahmen mit diesen Pianisten ausgegraben. Schaut man diese Clips und sieht, wie Garner lachend fingerflink über die Tasten fliegt, wie er freundlich in die Kamera blickt und lässig mit der linken Hand in der Hosentasche Interviews gibt, bekommt man einen Eindruck vom Charisma dieses gerade mal 1,57 Meter kleinen Mannes.
Sein Privatleben hat Garner weitestgehend geheim gehalten. Gachot hat es indes geschafft, die Lebensgefährtin und die Tochter dieses Pianisten zu sprechen, die allerdings ein recht heterogenes Bild dieses auch international erfolgreichen Musikers zeichnen. Zudem hat er viele Weggefährt/-innen vor die Kamera bekommen – und auch Aufnahmen mit Garners langjähriger Managerin Martha Glaser gefunden, die nicht nur dafür sorgte, dass ihr Klient einer der meistverkauften Jazzmusiker seiner Zeit wurde, sondern auch, dass er bei seinem Rechtsstreit gegen Columbia Records Erfolg hatte und seine Konzerte in den USA der 1950er- und ’60er-Jahre keiner Segregation unterlagen. Am 5. Mai feiert „Misty – The Erroll Garner Story“ Weltpremiere beim DOK.fest München im Deutschen Theater.
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DOK.fest München