Live-Tipp: Dan Tepfer

Dan TepferDan Tepfer1720 begann Johann Sebastian Bach ein Notenbüchlein für seinen damals zehnjährigen Sohn Wilhelm Friedemann anzulegen. In dieses Büchlein schrieb Bach kurze Stücke, mit denen er seinem Sohn (und anderen Schülern) das Klavierspiel beibringen wollte. Gleichzeitig ließ er Platz, damit Wilhelm Friedemann eigene, kleine Kompositionen hineinschreiben konnte. Und es fanden sich darin auch schon einige seiner Inventionen und Sinfonien, die Bach in den folgenden drei Jahren immer weiter verbessern sollte, um sie 1723 als „Inventio“ und „Sinfonia“ zu veröffentlichen. Mit den 15 Inventionen in verschiedenen Tonarten sollte den Klavierschülerinnen und -schülern geholfen werden, ihre pianistischen Fertigkeiten auszubilden, den musikalischen Geschmack zu schärfen und das Legatospiel zu schulen.

Wie viele Klavierschüler/-innen musste auch der 1982 in Paris als Sohn US-amerikanischer Eltern geborene Dan Tepfer diese 15 Inventionen lernen. Doch erst als erwachsener Mann und Berufspianist begriff er die tiefere Bedeutung dieser Inventionen und begann, diese für sich als improviserenden Jazzmusiker von Heute zu entdecken. Bach verwendete den Begriff „Inventio“ als Teil der Rhetorik seiner Zeit: Dem ersten Schritt der „Erfindung“ einer Idee folgte mit „Elaboratio“ der zweite, um diese Idee auszuarbeiten und durchzuführen. Zudem fragte sich Tepfer, warum Bach seine Inventionen nicht in allen 24 Tonarten komponiert hatte. So war die Idee für das Album „Inventions / Reinventions“ geboren, auf dem er den 15 Inventionen neun eigene in den fehlenden Tonarten komplett improvisiert hinzugefügt hat. Mit diesem Klaviersoloprogramm wird Tepfer Anfang Juni live in Deutschland zu hören sein: am 5. Juni im Theaterhaus in Stuttgart, am 6. Juni in der Unterfahrt in München, am 7. Juni im Pianosalon Christophori in Berlin und am 9. Juni beim Bachfest in Leipzig.

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Dan Tepfer

Text
Martin Laurentius
Foto
Silvain Gripoix

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