RIP: Christian Escoudé
Der französische Jazzgitarrist Christian Escoudé, der noch 2022 mit dem „Victoire D‘Honneur“ für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden war, starb am 13. Mai im Alter von 76 Jahren in der Charente, nahe seiner Heimatstadt Angoulême. Escoudé galt als versierter Spieler des Gypsy-Jazz sowie des zeitgenössischen französischen Jazz eines Martial Solal, Daniel Humair oder Jean-François Jenny-Clark. Sein Stil ist eine Mischung aus Bebop- und Jazz-Manouche-Einflüssen und zeichnet sich durch die Verwendung von Vibrato, Portamento und schnellen Läufen aus. Escoudé wurde im September 1947 in Angoulême als Sohn eines Gypsy-Gitarristen geboren, der ihm früh das Gitarrenspiel beibrachte und Aufnahmen von Django Reinhardt vorspielte – so wie sein Onkel Gusti Malha auch, dem er später das Album „Gousti“ widmete. Escoudé wurde im Alter von 15 Jahren Berufsmusiker und spielte mit einer amerikanischen Band in den Clubs der US-Soldaten in der Nähe von Angoulême, wo er die Klassiker der amerikanischen Populärmusik und Jazzstandards lernte. Von 1968 bis 1971 war er Mitglied des Orchesters von Aimé Barelli in Monte Carlo. Danach ging er nach Paris, wo er mit Musikern wie Eddy Louiss, Michel Portal, Martial Solal und Slide Hampton zusammenarbeitete. Er trat in einem Quartett mit Michel Graillier, Aldo Romano und Alby Cullaz (später Jenny-Clark) sowie mit dem Cellisten Jean-Charles Capon auf.
1980 ging er mit John McLaughlin auf eine Duo-Welttournee, 1981 trat er dem Orchester von Solal bei und gründete sein erstes Quartett. 1983 bildete er ein Duo mit Didier Lockwood und 1985 sein erstes Trio Gitan mit Boulou Ferré und Babik Reinhardt, dem Sohn von Django Reinhardt. 1988 spielte er im Quartett mit Jean-Michel Pilc und den Brüdern François und Louis Moutin sowie im Oktett mit Paul Challain Ferret, Jimmy Gourley, Frédéric Sylvestre, Marcel Azzola, Vincent Courtois, Alby Cullaz und Billy Hart. 1989 gründete er ein Oktett mit vier Gitarristen: Paul Challain Ferret, Jimmy Gourley, Frédéric Sylvestre und er selbst sowie Marcel Azzola am Akkordeon, Vincent Courtois am Cello, Cullaz am Bass und Hart am Schlagzeug.
1990 trat er im New Yorker Club Village Vanguard mit Pierre Michelot, Hank Jones und Kenny Washington auf. Im folgenden Jahr nahm er ein Album mit Kompositionen von Django Reinhardt mit Streichorchester auf und gründete 1992 sein zweites Trio Gitan mit Paul Challain Ferret und Frédéric Sylvestre. 1998 erschien das Album „A Suite For Gypsies“. Die Musik dieser Suite, so Escoudé, sei nicht nur Kommentar, sondern auch Gebet für die Seelen der Roma- und Sinti-Kinder, die in den Nazi-KZs getötet wurden. Erst am 29. März war sein neues Album „Ancrage: Christian Escoudé Unit Five“, mit Referenzen an die musikalischen Einflüsse seines Lebens.