Berlin: Henry-Taylor-Ausstellung

Henry TaylorHenry TaylorEin strahlender Sommertag. Auf einem leuchtend grünen Rasen vor blauen Himmel stehen der junge Miles Davis und seine Frau Cicely Tyson vor dem Weißen Haus in Washington. Beide elegant gekleidet wie zu einem Abendessen mit Freunden. „Cicely and Miles Visit the Obamas“ heißt das Bild des Malers Henry Taylor. Er malte es 2017, kurz nach dem Auszug der Obamas und der Amtseinführung von Donald Trump. Popkulturelle Bezüge zum Jazz und zu Ikonen Schwarzer Geschichte tauchen immer wieder im Werk des 1958 in Oxnard, Kalifornien, geborenen Taylor auf. So auch in seiner aktuellen Ausstellung „You Me“ (gemeinsam mit der Künstlerin Jill Mulleady), die noch bis zum 19. Mai im Berliner Schinkelpavillon gezeigt wird. Es ist das erste Mal, dass eine Auswahl seiner Arbeiten in Deutschland zu sehen ist. Ein Teil der Bilder ist im vergangenen Jahr in Paris entstanden, für die Eröffnungsausstellung in der neuen Dependance seiner Galerie Hauser und Wirth unter dem Titel „From Sugar To Shit“. Das, so Taylor, habe seine Mutter immer gesagt – etwa als einer seiner Brüder das College abbrach: „He went from sugar to shit.“

Unter den in Paris entstandenen Leinwänden ist ein Bild einer nackt als Brunnenfigur vor dem Louvre und dem British Museum knieenden Josephine Baker zu sehen, dahinter ein Sklavenschiff. Es trägt den Titel „got, get, gone, but don´t you think you should give it back?“. Kolonialismus, Raubkunst und die Herkunft der in Frankreich als Künstlerin und Widerstandsheldin gefeierten Baker, die als erste Schwarze Frau im Panthéon, der nationalen Ruhmeshalle Frankreichs, bestattet wurde, beschäftigen Taylor ebenso wie die weiße, westliche Kunstgeschichte, die er mit Schwarzen Protagonist/-innen neu reinterpretiert. So zeigt die Arbeit „Forest fever ain’t nothing like, ,Jungle Fever‘“ seine Version von Édouard Manets „Le Déjeuner sur l‘herbe“: Bei Taylor sind es drei Schwarze, junge Männer mit Goldketten, die, nur mit Shorts bekleidet, den Tag genießen. Ein Fußball ist zu sehen und im Hintergrund eine große schwarze Limousine. Eine weitere Arbeit heißt einfach nur „Michelle“ und zeigt die ehemalige „First Lady“ als übergroße Göttin Isis auf einem goldenen Thron mit ausgebreiteten schwarzen Flügeln. Die Leidenden schützen und die Toten zum Leben erwecken kann sie jedoch nicht, denn sie ist in einem Museum ausgestellt, zu groß für die Tür, über der „Exit“ steht: eine Hoffnungsträgerin ohne Ausweg.

Weiterführende Link
„You Me“

Text
Maxi Broecking
Foto
Proustlover CC BY-SA 4.0

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