Basel: when the sun eats her children

when the sun eats her children„when the sun eats her children“In ihrer aktuellen Ausstellung „Home Of The Stranger“ zeigt die Baseler Fondation Beyler noch bis zum 11. August Werke im Dialog mit Arbeiten aus der umfangreichen Sammlung des 2010 verstorbenen Galeristen und Kunstsammler Ernst Beyeler und seiner Frau Hildy. Neben Arbeiten von Cyprien Gaillard, Arthur Jafa, Tino Seghal oder Anne Boyer ist auch die Klanginstallation „when the sun eats her children“ der nigerianisch-amerikanischen Künstlerin Precious Okoyomon zu sehen, die zum ersten Mal 2013 in Rom zu sehen war. In einem Gewächshaus liegt zwischen üppig blühenden Pflanzen und umherfliegenden Schmetterlingen ein animatronisch bewegter Plüschbär, der Okoyomon nachempfunden ist. Der Bär heißt „Beloved“, nach der Titelfigur des gleichnamigen Romans von Toni Morrison von 1987. Die Augendeckel auf- und zuklappend, stößt er alle zehn Minuten einen Schrei aus, den Okoyomon aus ihrer eigenen Stimme und ihrem Atmen sowie der des Choreografen und Performers Okwui Okpokwasili und der Schwarzen Schriftstellerein Saidiya Hartman mischte. Die Musik stammt von der 1991 in North Carolina geborenen und jetzt, wie auch Okoyomon, in Brooklyn lebenden nigerianisch-amerikanischen Cellistin, Komponistin und Sängerin Kelsey Lu.

Die vermeintliche Schönheit der ausgewählten Pflanzenarten ist eine tödliche. „Ich wollte viele giftige Pflanzen“, so Okoyomon. „Die Schmetterlinge fressen das Gift, legen ihre Eier ab und bringen, wenn sie sterben, eine neue Generation zur Welt, die frei fliegt. Wenn die Ausstellung zu Ende geht, wird das absichtlich unkontrollierte Wachstum aller Pflanzen zu einem Dschungel konkurrierenden Willens werden, in dem jede die Freiheit zum Ausdruck bringt, auf eine andere und doch gemeinschaftliche Weise sie selbst zu sein.“ Okoyomon hatte bereits mehrfach, darunter aktuell im nigerianischen Pavillon der Kunstbiennale von Venedig, mit Garten-Klanginstallationen gearbeitet, um die Folgen von Rassismus und Kolonialismus zu thematisieren. So nutzt sie Pflanzen als Kommentare zu schwarzen Körpern, Unterwürfigkeit, Macht und Migration.

Weiterführende Links
„Home Of The Stranger“

Text
Maxi Broecking
Foto
Stefan Bohrer

Veröffentlicht am unter News

Bezau Beatz