Neue Oper von William Kentridge

William Kentridge "The Great Yes, The Great No" (Foto: Monika Rittershaus)William Kentridge „The Great Yes, The Great No“ (Foto: Monika Rittershaus)Vom 16. bis einschließlich 18. Juni wird die neue Kammeroper des südafrikanischen Multimedia-Künstlers William Kentridge, „The Great Yes, The Great No“, am Burgtheater in Wien aufgeführt im Rahmen von „ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival“. Diese entstand als Auftragsarbeit des LUMA Arles, des Privatmuseums der Schweizer Kunstmäzenin Maja Hoffmann, in Zusammenarbeit mit dem von Kentridge gegründeten „Centre For The Less Good Idea“ und wurde vergangene Woche auf dem Festival Aix-en-Provence uraufgeführt.

Es geht um Flucht und Vertreibung, Migration und Kolonisation. Ausgangspunkt ist eine Schiffsüberfahrt von Frankreich nach Martinique mit Künstler/-innen und Intellektuellen auf der Flucht vor dem Vichy-Regime, das mit Nazi-Deutschland kollaborierte. Mit dabei sind unter anderem der Surrealist André Breton, der Anthropologe Claude Lévi-Strauss, der kubanische Künstler Wilfredo Lam sowie wichtige Schwarze Autor/-innen des Anti-Kolonialismus wie Frantz Fanon, Aimé Césaire und die Nardal-Schwestern Paulette und Jeanne aus Martinique (Mitbegründerinnen der antikolonialen schriftstellerischen Négritude-Bewegung in Paris). In einer fiktionalen Aufhebung der Zeit sind ebenfalls Josephine Bonaparte, Josephine Baker, Trotzki, Diego Rivera, Frida Kahlo und Stalin als Passagiere an Bord.

Die Musik mischt Operngesang mit Jazz, Revolutionsliedern und traditionellen südafrikanischen Volksliedern. Komponiert wurde er von dem im Township Soweto bei Johannesburg geborenen Neo Muyanga, der bereits lange mit Kentridge arbeitet, u.a. für dessen Oper „Sibyl“ gemeinsam mit dem südafrikanischen Jazzpianisten Kyle Shepherd.

Bis heute hat Muyanga Kammeropern, Musiktheaterstücke und Werke für große gemischte Ensembles komponiert, in denen er traditionellen Kriegs- und Lobgesänge der Basotho und Isizulu mit Free Jazz und westlicher Barockmusik kombiniert. Gegenwärtig gilt sein Forschungs- und Aufführungsinteresse der Erforschung der Ästhetik des Protestsongs, mit besonderem Schwerpunkt auf der Oper innerhalb der Schwarzen Gemeinschaft in Südafrika, und im weiteren Sinne der Geschichte des musikalischen Geschichtenerzählens im globalen Süden.

Weiterführender Link
ImPulsTanz: William Kentridge „The Great Yes, The Great No“

Text
Maxi Broecking
Foto
Monika Rittershaus

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