RIP: Sérgio Mendes

Sergio MendesSérgio MendesAls 1964 in Brasilien das Militär putschte und über lange Zeit diktatorisch das Land regierte, besorgte sich Sérgio Mendes Flugtickets und verließ fluchtartig seine Heimat, um sich in Los Angeles niederzulassen. Zu dieser Zeit war Mendes in Brasilien bereits als Musiker und Bandleader bekannt – und als jemand, der zur erweiterten Runde um Antônio Carlos Jobim oder João Gilberto gehörte, die die Bossa Nova aus der Taufe gehoben hatte. So tragisch die Emigration für den 1941 in Niterói unweit von Rio de Janeiro geborenen Mendes als Mensch auch war, für den Musiker, Komponisten und Bandleader war der Neustart in den USA ein absoluter Glücksfall: Dort gründete er seine Band Brasil 66, mit der er mit dem von seinem Landsmann Jorge Ben geschriebenen „Mas Que Nada“ einen weltweiten Hit hatte, dort wurde er von Herb Alpert für dessen A&M Records unter Vertrag genommen, dort heiratete er seine Ehefrau Gracinha, die bei ihm oft als Sängerin zu hören war.

Ästhetisch und stilistisch lässt sich Mendes’ Werk nicht wirklich einordnen. Die Musik Brasiliens blieb stets die Grundlage für seine oftmals so fluffig klingenden Songs, die mit ihrer rhythmischen Leichtigkeit und harmonisch-melodischen Eleganz die Menschen weltweit begeisterten. Doch selbst wenn Mendes diese bis in Easy-Listening-Gefilde führte, so fanden sich in ihnen immer Spuren von US-amerikanischem Jazz – zu seinen Vorbildern gehörten unter anderem auch Jazzpianisten wie Bud Powell, Horace Silver oder Oscar Peterson.

Was er schon mit „Mas Que Nada“ zeigte, wurde fast zu so etwas wie zu seinem Markenzeichen: sich fremde Songs so einzuverleiben, dass diese klingen als wären sie ausschließlich für ihn geschrieben worden. Diese Eigenschaft sorgte dafür, dass Mendes zeitlebens offen war für andere afrobrasilianischen und -amerikanischen Gattungen und Genres – von Forro, Baião und Samba bis hin zu HipHop, Funk und Soul. „Meine Neugier war es, die mich dazu gebracht hat, andere Sounds, Texturen, Rhythmen auszuprobieren“, hat Mendes einmal gesagt. „Es war für mich sehr aufregend, mit viel Percussion zu arbeiten und deshalb habe ich mir Carlinhos Brown aus Bahia geschnappt, mit dem ich ,Brasileiro‘ aufgenommen habe. Und siehe da, das gab einen ,Grammy‘.“ Nach einer Corona-Infektion litt Mendes an Long-Covid. Am 5. September ist Sérgio Santos Mendes 83-jährig in Los Angeles gestorben.

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Sérgio Mendes

Text
Martin Laurentius
Foto
Andrew Southam

Veröffentlicht am unter News

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