RIP: Benny Golson

Benny GolsonBenny GolsonFür nicht wenige gilt Benny Golson als der Romantiker des Hardbop. Dafür spricht sicherlich einiges. Er hat diesen weichen, dunkel gefärbten Ton auf dem Tenorsaxofon, den er oftmals mit viel Vibrato regelrecht zum Summen bringt – und so an einen Ben Webster oder Coleman Hawkins erinnert. Seine Phrasierung hat dieses lyrische Moment und ist ganz einem persönlichen Melos verpflichtet, wodurch seine Solochorusse stets singbar und seine Komposition für das Publikum wiedererkennbar bleiben. Aber ganz so einfach ist es mit Golson dann doch nicht, wie er Arne Reimer im Gespräch für das erste „American Jazz Heroes“-Buch verrät: „Das Einfache ist doch oft das Schönste. Klarheit war mir immer wichtiger als eine schnelle Bebopmelodie.“

Golson, 1929 in Philadelphia geboren, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Mutter brachte die Familie als Näherin über die Runden. Dennoch ermöglichte sie es ihrem Sohn, ein Instrument zu lernen, und kaufte ihm ein Saxofon. Mit gleichgesinnten Freunden begann Golson, Saxofon zu üben und in Bands zu spielen. „Manchmal kam mein Freund John Coltrane zu uns, und wir übten zusammen“, erinnert sich Golson. „Da wollten die Nachbarn schon zwei Leute umbringen. Aber wir sind besser geworden. Das merkten wir daran, dass sie uns irgendwann zuriefen, welche Songs sie gerne hören wollten.“

1953 lernte Golson den Pianisten Tadd Dameron kennen, der sein Mentor wurde und ihn vor allem im Komponieren und Arrangieren unterrichtete. Als sein Jugendfreund Coltrane bei Miles Davis anheuerte, fragte dieser ihn, ob er nicht ein Stück für Miles habe. Golson gab ihm seine Ballade „Stablemates“ mit, die der Trompeter 1955 unter anderem mit Coltrane für das Album „Miles“ aufnahm – der Beginn einer 70 Jahre dauernden, internationalen Karriere. Ein weiterer Startpunkt war 1958 sein Jahr mit Art Blakey’s Jazz Messengers, für die Golson auch als Bandleader verantwortlich war. In dieser kurzen Zeit schuf er unter anderem mit „Blues March“, „Along Came Betty“ oder „Whisper Not“ Stücke, die über Jahrzehnte das Repertoire der Messengers bestimmten und Jazzklassiker geworden sind. Nachdem Golson danach drei Jahre mit dem Trompeter Art Farmer das Jazztet geleitet hatte, zog er sich für viele überraschend aus der Szene zurück und verdiente sein Geld in Los Angeles als Komponist für Film und Fernsehen.

Anfang der 1970er kehrte Golson aber zurück auf den Circuit, festigte seinen Ruf als variantenreich spielender Tenorist ebenso wie als ein der afroamerikanischen Jazztradition verbundener Komponist, nahm eine Reihe von Alben unter eigenem Namen auf und wurde von vielen Jazzgrößen als Gastsolist für zahllose Studiosessions gebucht. 1996 wurde er dann zum „NEA Jazz Master“ ernannt, erhielt 1999 die Ehrendoktorwürde des Berklee College Of Music und kam 2009 in die „Jazz Hall Of Fame“. Am 21. September ist Benny Golson im Alter von 95 Jahren in Manhattan, New York, gestorben.

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Benny Golson

Text
Martin Laurentius
Foto
Arne Reimer

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